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Freitag, 15. Mai 2015

Jacques Demy Retrospektive #3 - Klassiker der Extraklasse: Die Mädchen von Rochefort (1967)



Ausgehend von seinem gesungenen Film, den Regenschirmen von Cherbourg, seinem wahrscheinlich bekanntesten Film, geht Jacques Demy einen Schritt vorwärts. Entwickelt sein Konzept weiter. So macht er schon zu Beginn ganz klar, dass das hier nun getanzt und sich rhythmisch bewegt wird zu den schmissigen und schwungvollen Klängen Michel Legrands. So wird jedoch hier nicht jedes Wort, wie im Vorgänger gesungen, aber so gut wie jedes Wort. Jacques Demy gibt sich hier ganz enthusiastisch der Illusion des Kinos hin, reißt mit und kreiert ein farbenfrohes und beschwingtes Spektakel, mit dem er eine ganze Stadt zum Tanzen bringt und bei dem er bis zum Ende hin kein Halten mehr kennt. Es ist ein Film über die Liebe und das Glück.



Zwei Zwillingsschwestern (gespielt von den wirklichen Geschwistern Catherine Deneueve und Francoise Dorleac) warten und suchen nach der »wahren« Liebe, nach dem richtigen Mann für sie. Neben ihn suchen auch ein junger Dichter und Maler (Jacques Perrin) in Matrosenuniform, der seinen Militärdienst leistet und der seine Traumfrau noch nicht gefunden hat, der Besitzer eines Musikgeschäftes mit dem Namen Monsieur Dame (Michel Piccoli), der von einer Frau verlassen wurde, weil sie nicht Madame Dame heißen wollte, eine Cafébesitzerin und die Mutter der beiden Geschwister (Danielle Darrieux), die einst einen Mann mit komischen Namen verließ und ein berühmter amerikanischer Komponist (beherzt: Gene Kelly), der Rochefort besucht, um einen alten Freund wieder zu sehen, die Liebe.



Alle sind sie verliebt, wollen sich gegenseitig finden, laufen aneinander vorbei, verpassen sich, finden sich aber schließlich und wenn noch nicht jetzt, dann sicherlich in Zukunft. Die Welt ist ein kleiner Ort, sodass sie nun alle in Rochefort aufeinander treffen, auch Akrobaten, Matrosen, Männer, Frauen und Sadisten sind hier anwesend. Jacques Demy führt mit tänzerischer Leichtigkeit durch dieses lebensbejahende, virtuos durchchoreographierte und romantische Musical, dessen bunte Farben an den Menschen und Häuserwänden strahlen und das voller Frohmut steckt. Mit diesem Film hat Jacques Demy die Welt ein bisschen schöner gemacht.

7.5 / 10

Autor: Hoffman 

Mittwoch, 23. Juli 2014

Ab ins Abenteuer! - Klassiker der Extraklasse: Abenteuer in Rio (1964)




Hiermit erfüllte Philippe de Broca sich seinen Kindheitswunsch und drehte seinen Abenteuerfilm ganz in der Tradition von Herge und seinen Helden, inspiriert haben soll er dabei Spielberg und Kumpane. Es beginnt in Paris, mit einem Diebstahl in einem Museum, das gestohlene Objekt ist eine (verfluchte) Maltekenstatue, den Tatort zieren auch (geheimnisvolle) Giftpfeile. So sind es natürlich die liebevollen Klischees, die das Genre braucht und man selbst so liebt, einer solchen Geschichte, die De Brocas Film ausmachen und die er zudem oftmals ironisch kommentiert. Urlaub gibt es  hier nicht, denn das ist ein Abenteuermärchen! Das muss auch Jean-Paul Belmondo bemerken, denn seine Freundin (mit mädchenhaften Charme: Francoise Dorleac) wird (fast schon vor seinen Augen) entführt, also auf, auf zur Rettung und ab in das Abenteuer. Er würde ihr selbst bis ans Ende der Welt folgen, zunächst geht es aber nur (unfreiwillig) nach Rio! Belmondo ist ein Mann, vielleicht sogar ein Hampelmann, mal tollkühn, mal angstvoll und manchmal etwas trottelig, auch wenn das vielleicht der Tatsache geschuldet ist, dass er von diesen Ereignissen nahezu überrannt wird. Das ist eben ein echter Held und die dazugehörige Mademoiselle gibt sich ganz eigenwillig, das heißt sowohl fasziniert von Umgebung und Telefonmasten, als auch so manches Mal dominant, wenn nicht sogar zickig.

Daneben gibt es Professoren, Milliardäre, Sammler, finstere Komplizen und hilfsbereite Straßenjungen. Und was de Broca aus diesen Zutaten macht, das ist ein wilder Ritt: frech, fröhlich und aufgeweckt wird es hier wie auch salopp und temporeich. Beileibe Temposchwierigkeiten gibt es hier keineswegs, da wird durch Wasser geschwommen, man flüchtet sich, man hängt am Seil, dazu ein Flug durch die Luft und ein Kuss an den Stränden Rios, weiter geht es nach Brasília mit einen rosa Wagen mit grünen Sternen, über Barschlägereien bis hin zum Amazonas und dann wieder dorthin zurück, wo alles begann. Es ist eine Welt voller Wunder. Dabei muss ich aber sagen, dass bei aller Leichtfüßigkeit der Inszenierung und den spritzigen Dialogen, das für mich doch manchmal vielleicht etwas dumpfes oder seichtes hatte. Auch finde ich, dass Delerues Score eher willkürlich und zaghaft und wenn dann abrupt eingesetzt wird, bevor er wieder abrupt aufhört, wenngleich Delerue dabei stets die richtigen Töne trifft. Aber das ist äußerst penibel, wie auch mein Wunsch nach mehr Exotik. Nichtsdestotrotz bleibt nach de Brocas Film nur das zu sagen: Was war das doch für ein Abenteuer und da soll noch einer was vom Stau im Verkehr erzählen!


7.0 / 10

Autor: Hoffman 

Freitag, 14. Juni 2013

Truffaut Retrospektive #2 - Klassiker der Extraklasse: Die süße Haut (1964)



Nach »Jules und Jim« berichtet Truffaut mit »Die süße Haut« ein weiteres Mal über eine Dreiecksgeschichte, den Mittelpunkt bildet hierbei aber nicht die Beziehung der drei Personen, sondern der eine Protagonist, Pierre Lachenay. Truffauts Interesse liegt auf einer Charakterstudie, in Verbindung mit dem Motiv der Unmöglichkeit der Liebe. Es geht um Ehebruch, die Gattin und die Geliebte, um eine Affäre, also um die geheime Liebe und den Mann als Spielball zwischen zwei Frauen. Er ist ein Intellektueller, ein Vater, hält Vorträge über Balzac und das Geld, womit Truffaut ja auch wieder den Kontakt zur geliebten Literatur nicht auslässt, auch nicht in Form von André Gide. Es ist wie Stillstand im Ehe- und Liebesleben. Der Gatte wendet sich zur modernen, frischen Frau, vereinbart heimliche Treffen und gibt sich fasziniert von dieser Moderne, durch ihre zierlichen Beinen und ihre sanfte Haut. Er ist aber auch feige, schüchtern und eine unbeholfene Figur in der Liebe. Es ist ein Widerspruch, den Truffaut bei seinem Protagonisten ansetzt zwischen Intellekt und teilnahmsloser Emotion. Truffaut seziert förmlich analytisch in eleganten und kühlen Bildern diesen Charakter, die Unmöglichkeit der Liebe und Unfähigkeit der Kommunikation zwischen seinen Figuren. Gerade diese Verschlossenheit der Charaktere wird durch Coutards Schwarzweißbilder umso stärker unterstrichen, auch wenn Truffaut durch die Distanz jedwede Empathie zu seinen Protagonisten unterlässt. Lachenay drückt sich vor den Entscheidungen, lässt die anderen entscheiden und weicht den Konflikten aus, dabei ist er von Anderen abhängig.

Willenlos scheint er durch die Inkompetenz seiner Gefühle den Frauen unterworfen zu sein. In diesem Charakter herrscht also wieder eine Lieblosigkeit, er erinnert mehr an einen Zombie, der durch die Szenen von Truffauts Film streift als an einen lebendigen Menschen. Truffaut verwendet die zeitweise getragene Brille Lachenays auch als Symbol für dessen Intellekt und um diese Seite seiner Figur zu bestärken. Interessant ist an dieser Stelle natürlich auch der Einfluss von Hitchcock auf diesen Film, der ja während der Entstehung des Hitchcockbuches herauskam. Delerue vermittelt mit der musikalischen Untermalung Spannung, wie hitchcockesk, und auch manche Einstellungen erinnern in diesem Fall stark an Hitchcock. Da darf das kleine Detail nicht ausgespart werden, dass Truffaut sogar direkt eine Sequenz aus einem Hitchcock (wenn ich mich richtig entsinne war es »Notorious«) zitiert (oder in abgewandelter Form übernimmt), bloß, dass diese Übernahme hierbei schon fast als bösartige Abrechnung mit Kritikern gelten kann, wenn man die Szene im Kontext des Hitchcock Films bedenkt. Ein weiteres Detail ist, dass man irgendwann im Hintergrund das Plakat von Cocteaus »Le sang d´un poéte« sieht. Wen interessiert das? Mir egal. Warum? Ich schreibe es nieder, weil ich es kann und Details benötige. Es ist auch dieser Kontrast zwischen seiner heißblütigen Frau und ihm, der seine Passivität verdeutlicht, die ihn ja letztlich durch seine eigene Inkonsequenz ins Unglück stürzt und das mit einem tragischen Schuss, äh Schluss.



8.0 / 10



Autor: Hoffman