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Mittwoch, 23. März 2016

Alle Tierchen sind schon da, hier in Zoomania - Kritik: Zoomania (2016)

Die Zeit der großen Disney-Filme ist vorbei - so lautet zumindest das Fazit ursprünglicher Enthusiasten. Und wer kann es ihnen verübeln? Seitdem der Schwerpunkt auf CGI-Animation gelegt wurde (dem Tochterkonzern Pixar gleich), scheinen die letzten Werke (FROZEN, BAYMAX) zwar kommerziell einträchtlich zu sein, davon abgesehen werden sie aber eher nicht ihre Plätze in den Annalen der Animationsgeschichte zu finden sein. Mit ZOOMANIA, der sich im Original übrigens ZOOTOPIA nennt, wird sich das vorerst nicht ändern. Erstmal ist eine Rückkehr zu den antropomorphen Tieren festzustellen, die bei Disney eine lange zurückreichende Tradition besitzen. Der letzte Ableger dieser Reihe, BOLT, für den ebenfalls Bryon Howard den Regiestuhl belegte, liegt mittlerweile ganze 8 Jahre zurück. THE PRINCESS AND THE FROG (der wirklich beste Disney-Film der mindestens letzten 2 Dekaden) lässt sich nicht ganz in diese Linie einordnen, da hier Menschen wie im bekannten Märchen erst in Frösche verwandelt werden. Und die Rückkehr zum klassischen Zeichentrick bildet mit WINNIE THE POOH von 2011 leider eine Ausnahme. Aber es bringt ja nichts, sich über den Verlust von zeichnerischer Animation zu ärgern, weshalb das Lamentieren darüber jetzt in diesem Text sein Ende findet. 

Zoomania ist jedenfalls eine gewaltige Stadt, in der allerlei vermenschlichte Tiere in den verschiedenen Bezirken leben. Das unübersichtliche Treiben zieht natürlich viele Jungtiere an wie das ambitionierte Häschen Judy Hopps, das seit jeher eine urbane Polizistin werden will. Doch Nagetiere haben es aufgrund ihrer geringen Größe nicht leicht, sich im Darwinschen System durchzusetzen. Schon schnell muss Judy erleben, dass der Alltag in Form einer Politesse ihren Träumen nicht gerecht wird. Hierbei begegnet sie dem Fuchs und Hochstabler Nick Wilde, dem es auch problemlos gelingt, sie übers (Lang-)Ohr zu hauen. Natürlich dauert es nicht lange, bis dieses ungleiche Duo dennoch zusammenfindet und ein mysteriöses Verschwinden untersuchen muss. Soweit so gut, der sich hieraus ergebene Humor ist nicht besonders bemerkenswert. Tatsächlich werden die Gags wie das seeeeeehr langsame Faultier im Straßenverkehrsamt entweder recycelt oder sie sind von sich aus bereits uralt wie der anfangs bedrohliche, aber letztlich winzige Syndikatsboss (hier eine Spitzmaus namens Mr. Bigs...). Macht aber nichts, zumindest kleine Zuschauer werden somit auf ihre Kosten kommen. Und hin und wieder gibt es auch ganz ulkige Einfälle wie der Schwarzmarktverkauf von raubkopierten, im Titel leicht veränderten Disney-Hits (und jene, die noch kommen werden!). 

Interessanter ist eine gewisse Allegorie, die den Film für die älteren Zuschauer reizvoll machen soll. Ein Tier (aus Spoilergründen entfällt eine nähere Zuschreibung) hat nicht nur eine verblüffend ähnliche Haartolle, sondern glaubt insgeheim auch noch an eine xenophobe Ideologie wie der Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Dieses Bild fällt selbstredend nicht besonders schmeichelhaft für den sehr kontroversen Republikaner aus. Daher zollt dieser Einfall erstmal Respekt ab. Dem Box Office hat es indes nicht geschadet, abschrecken lassen sich konservative Familien davon offenbar nicht. Die Allegorie geht hingegen nicht wirklich auf: In der Ansicht der Trump-Figur sind es die Raubtiere, die aufgrund ihrer Natur eine Koexistenz mit den postulierten, gemäßigten Tieren verunmöglichen. Nur können die in jeder Hinsicht physisch überlegenen Raubtiere keine glaubwürdige Opferrolle verkörpern. Obwohl sie zahlenmäßig weit unterlegen sind, dürfte ein Aufstand sie locker an die Macht befördern. Dies entspricht nicht der Wirklichkeit: Trumps Feindbilder - der Islam, Einwanderer etc. - besitzen nicht die im Film vorhandene Überlegenheit, sondern sind sogar durch Trumps demagogische Politik großen Ungerechtigkeiten ausgesetzt. Ob die Zuschreibung von Raubtieren ("savages") zu fremden Personen generell unproblematisch vonstatten geschieht, ist ebenso anzuzweifeln. Jedenfalls ist es ein Ansatz, der ZOOMANIA irgendwie relevanter macht als die beiden oben angeführten Franchise-Überflieger. 

                                                                      5.0 / 10

Autor: DeDavid 

Samstag, 5. Januar 2013

Was ist das bloß für ein Film?! - Kritik: Prometheus - Dunkle Zeichen (2012)




»This place isn't what we thought it was. They aren't what we thought they were. I was wrong. We were so wrong.« - Um nun nicht (wie wahrscheinlich jeder dritte) diese überflüssige Erzählung von dem Status von »Prometheus« aufzugreifen und dessen Auslegung (Prequel, Sequel; mir egal), beginnen wir doch einfach ganz anders. Ich möchte jetzt über Ridley Scott reden. Ist zwar auch nicht neu, aber wenn er sich schon nach 30 Jahren wieder dem Science-Fiction-Genre nährt, dann ist das schon mal ein paar kleine Worte wert. Das Ironische an der Sache ist ja schließlich, dass Scott selbst überhaupt keine Affinität zum Genre besitzt (mit Trugschluss Nr. 1 aufgeräumt) und jetzt kehrt der Mann dahin zurück, wo er nie hinwollte und das wirklich bildgewaltig. Das ist so eine Bildgewalt, die einen auf den ersten Blick erschlägt. Eine Kulisse wird präsentiert, in die man eintauchen kann (in die Scott auch eintauchen lässt!), da kommt es einem in den ersten Minuten fast so vor, als würde Scott hier doch fein Kubricks »2001« rezitieren, zum Verlieben, wenn man in diesen träumerischen Klängen schwelgt. Das blaue Ding hab ich einfach mal ausgeblendet. Scott verzichtet zwar auf perfektionistische Kamerafahrten und präzise Raumerkundungen, aber sowohl Effekte als auch Kamera und die sonstige Technik wirken doch fließend aufeinander abgestimmt. Schön.




Unverkennbar sind an dieser Stelle natürlich weitere Verweise auf Kubrick, man betrachte allein das Design des Raumschiffs, während Androide David (Michael Fassbender) das Raumschiff einsam durchläuft, mit einem Basketball in der Hand, Sport treibt und »Lawrence von Arabien« schaut, dazu aber später noch mehr. Hier ist der Antrieb der Figuren wieder zwischen Geld, Pflichterfüllung und der Wissenschaft und dem Wissen angesiedelt. Es sind bloß zu viele Figuren, sodass mehr als nur die Hälfte davon farblos bleiben und man mindestens genauso wenig Empathie zu ihnen empfindet. Manche zeichnen sich eben auch nur dadurch aus, dass sie abgestandene Charakterklischees darstellen, das ist aber durchaus noch verschmerzbar. Am besten kommen da ja noch Charlize Theron als kühle und toughe Industrielle, die aber konstant steif bleibt und Idris Elba, der den lässigen Captain mit den schnellen Sprüchen mimt, weg. Rapace als ambitionierte Forscherin erfüllt ihren Zweck, trotz ihrer hysterischen Momente. Ihr draufgängerischer Freund und Pseudoromantiker (Logan Marshall-Green) weniger, der zum bloßen Anhängsel verkommt. Es wirklich schade, dass da ein Großteil der Figuren (= hier Umrisse) mehr zur schwammigen Füllmenge eingestampft wird, aber wie gesagt für mich gibt es schlimmeres. Und ja ich vermeide bisher wissentlich einen Vergleich mit »Alien«. Da dieser in diesem Fall völlig sekundär für Scotts Erzählung ist, ihm geht es hier wohl um weit mehr, sodass man Scott schon Glauben schenken kann, dass »Prometheus« unabhängig davon zu sehen und damit zu werten ist. Das zeigt sich allein der Dramaturgie auf.


Ging es in »Alien« noch um die abrupte Integration eines Fremdkörpers in ein Raumschiff, wendet sich hier nun das Blatt, denn hier ist es der Mensch, der sich versucht zu integrieren in dieses fremde Bauwerk. Das heißt er wird zur Ursache und er wird nun zum Fremdkörper. Das ist für mich ein innovativer Schritt. Zu integrieren versucht sich auch der Androide und damit Außenseiter David (nuanciert: Fassbender), was man vielleicht sogar als einer der Kernkonflikte des Films betrachten könnte, auch weil der Androide der ambivalenteste Charakter zwischen Protagonist und Antagonist in Scotts Film ist. Der zu einem interssanten Aspekt dieser Eingliederung führt: David sieht Peter O´Toole (in David Leans »Lawrence von Arabien«) scheinbar als sein Idol an und versucht ihn so flächendeckend wie möglich zu imtieren (auch in Hinsicht seines blonden Haares), sodass er versucht von diesem Film zu lernen und durch das Studieren der menschlichen Eigenheiten und seiner folgenden Ausübung dieser akzeptiert zu werden. Ein weiteres kleines, interessantes Detail ist, dass Weyland und O´Toole denselben Vornamen tragen: Peter. Das könnten wir fast als Vaterkonflikt deuten, dem David damit nacheifert, da Weyland, der war, der David erschuf. Und sich darin vertieft, dass zwischen Theron und Fassbender sich scheinbar ein Zwist um die Gunst ihres »Vaters« auftut.



Ich gebe trotz meiner Euphorie aber zu, inszenatorisch ist das manchmal schon etwas klobig (vielleicht liegt das ja auch am Drehbuch) gehandhabt, aber so sind Blockbuster nunmal und ohne Zweifel ist »Prometheus« ein Blockbuster, in dem eben mal gerne die dichten Grenzen zwischen Brillanz und Absurdität ineinandergreifen, man betrachte einfach mal diese furiose »Kaiserschnittszene«. Da gliedern sich selbst die brenzliche Zwischenfälle gut ein, während der Score nahezu endzeitträchtig das Szenario untermalt und schönerweise wird sogar in kurzer Manier Camerons »Abyss« bei dieser Erkundung (mit düsterem Ton) zitiert. So sucht Scott das Unkonventionelle im Konventionellen. Stellt hier nun Fragen (die nun jeder zweite niederschreibt; da will ich mich gerne eingliedern) über Abstammung, Ursprung, Schöpfung und Schöpfer? Existenzielle Fragen der Menschheit und der Entstehung. Hiermit tut sich nun auch eine zweite Ebene beim Film auf und zwar, dass der Mensch nun selbst ein Schöpfer (der vom Androiden) ist, der ihm wiederum unterliegt. Der wichtigste Bestandteil bleibt davon die Erkundung und die Suche nach Gott, Religion, Glaube und Wissen, wobei Scott kurz auch das Thema der menschlichen Gier nach Wissen und Unsterblichkeit aufgreift. Das ist schon ein herrlicher Film: Ein Blockbuster, der über die Schöpfung sinniert. Was für ein Widerspruch! Eine Kehrtwende und zugleich eine Rückbesinnung, denn noch ist nichts entschieden. Die Fragen bleiben offen, wie bei Kubrick. Das Urteil über Scheitern und Erfolg wird aufgeschoben. Die Sitzung ist damit vertagt, bis zum Wiedersehen. In allererster Linie bin ich aber sehr glücklich über Sie, Scotty.


7.0 / 10

Autor: Hoffman