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Freitag, 28. Juli 2017

Abenteuer im Süßigkeitenland - Kritik: Charlie und die Schokoladenfabrik (2005)



Tim Burtons Roald-Dahl-Verfilmung ist ein Werk, bei dem Burton sich selbst und seinen verschrobenen Stil feiert. Man möchte fast sagen, dass Burton seinen Stil dem Zuschauer in all seiner Deutlichkeit regelrecht unter die Nase reibt. Seine Verfilmung lebt vor allem von seiner knallbunten und grellen Visualität, die dem Film geradezu comichaft macht. Es ist dabei ein oft übermütiger und mit übersteigerten Skurrilitäten aufwartender Film, der sich zunächst aber einmal seinem Protagonisten, dem naiven, aber neugierigen Jungen Charlie und seiner armen Familie widmet. Zu Beginn pocht hier also noch ein kleines Herz in Burtons Film, wenn Charlie zum Beispiel in sein Bett hinaufsteigt, seinen anderen Familienmitgliedern eine gute Nacht wünscht und hinaus in den dunklen Nachthimmel zu Willy Wonkas Fabrik starrt. Wenig später - bei der Besichtigung der Fabrik, die den Großteil des Films für sich beansprucht - scheint Burton diese Empathie für seinen Protagonisten aus den Augen zu verlieren, Charlie wird an den Rand gedrängt und Burtons Film gibt sich dann endgültig als plakativ bebilderte Groteske zu erkennen, in dem die Sympathien und Antipathien überdeutlich verteilt sind.



Natürlich amüsiert sich Burton auch hier wieder über die arroganten Reichen und Schönen, die Hochmütigen und Verzogenen, die vor allem Egoisten und in Burtons Film demnach nichts anderes als ätzende Karikaturen sind. Zwischen ihnen stolziert als Leiter dieser abenteuerlichen Führung ein verstiegener Johnny Depp als Willy Wonka, einer blass im Gesicht erscheinenden Gestalt, eines exzentrisches Magiers, eines scheinbar immer noch verwirrten Mannes mit dem Geist eines Kindes. Es ist ein einerseits süßlicher und andererseits überdrehter Kinderfilm von verschwenderischer Größe, oft üppig und oft monströs, den Burton aus seinem Hut zaubert. Man muss aber sagen, dass Burtons Film trotz seiner satirischen Spitzen auch nur eine vornehmlich hübsch anzuschauende (und narrativ gesehen überraschungsarme) Oberfläche ist. Attraktion folgt auf Attraktion und Burton erteilt jedem seiner Antagonisten Schritt für Schritt nacheinander seine Lektion und schließt das Ganze dann noch mit einer fröhlichen Musicaleinlage. Stück für Stück wird dazu Wonkas traurige Kindheit offengelegt. Mehr entwickelt sich aber nicht in Burtons Film.


Burton interessiert sich dann auch nicht mehr wirklich für die Figur des Charlies. Er gibt ihr kaum noch Raum, sondern lässt sie zum schlichten Stichwortgeber werden. Der Film bleibt eine (immerhin kurzweilige) Aneinanderreihung von bizarren und fraglos mitunter auch originellen Skurrilitäten. Das Schema bleibt dagegen stets das Gleiche und Burtons platt-märchenhafter Film bewegt sich bis zum Ende dann in einer Kreiselbewegung. Sieht man also  »Charlie und die Schokoladenfabrik« in Burtons Schaffen, so muss man sagen, dass er nur überzuckerter Bonbon, ein kurzer Snack, ein bunt bebilderter, eher zahm geratener und damit waschechter Familienfilm mit moralischem Zeigefinger (und einen dezent morbiden Touch) ist, bei dem einem doch gerade irgendwie Burtons sensible Seite fehlt (blitzt sie auch hin und wieder durch den Schein dieser bunten Welt durch).

6.0 / 10

Autor: Hoffman 

Freitag, 5. Juli 2013

Über die Nebelberge weit in den CGI-Sumpf - Kritik: Der Hobbit (2012)

Es ist zwar schon einiges richtiges und wichtiges zum Start der Tolkien-Adaption-Prequel-Trilogie gesagt worden, doch angesichts einer derart gewaltigen Anhängerschaft, die natürlich schon lange bevor sie den Film überhaupt erst gesehen haben, wussten, wie toll die nächste Reise nach Mittelerde wird, kann nicht oft genug darauf hingewiesen werden, wie Peter Jackson sein Erbe in den Sand gesetzt hat.

Ein Kinderbuch wird also zur opulenten, dreiteiligen Fantasyoper aufgeblasen. Um Leerlauf (den es selbstverständlich trotzdem gibt) zu verhindern, stehen ja glücklicherweise noch die Anhänge aus den anderen Büchern zur Verfügung. Damit das Fanherz aufjauchzen kann, gibt es implementierte Auftritte gestandener Lord of the Rings-Größen wie Elijah Wood, Christopher Lee oder Cate Blanchett. Hauptsache der dürftige Inhalt kann somit ausgeweitet werden. In der Praxis beginnt das dann mit einer viel zu ausladenden Exposition, Zwergenparty inklusive. Dass all die einzelnen Zwerge nur schwer voneinander zu unterschieden und fast durchweg völlig austauschbar sind, sei nur mal nebenbei erwähnt. Mit steigender Zwergenzahl, potenziert sich gleichfalls der Anteil dümmlicher Slapstickmomente. Man könnte dem jetzt widersprechen und argumentieren, dass es "eben eine Verflimung eines Kinderbuchs sei" und Jackson "gute Arbeit geleistet hat". Doch was der erste Trailer noch an andächtiger Abenteuerlust versprach, verkam schon beim ausgedehnten zweiten zur albernen Fantasy-Sause. Alles gar nicht mal SO übel.

                                                    




[Edit: Aus einer Weigerung der Autors heraus, von der visuellen Qualitäts des Fims etwas zu verbreiten, gibt es diesmal nur ein eigenes künstlerisches Erzeugnis zu sehen. Minimalismus ist Trumpf! ]


Was nämlich am Unangenehmsten ins Auge springt, ist die unsägliche Optik. Damit ist nicht die - völlig uninteressante - 48 fps-Variante gemeint, sondern der absolute Überschwall an CGI. Es fällt nicht leicht, überhaupt etwas zu entdecken, was nicht technisch modeliert und daher verunstaltet wurde. Ganze Goblin- und Orkshorden könnten genau so gut einem zeitgemäßen Computerspiel entsprungen sein. Doch um dem einen draufzusetzen, sind sogar Tiere (bspw. die Hasen des unfassbar nervenden Radagasts), ganze Hintergründe oder einzelne Gegenstände schlichtweg unecht. Faszinierend wie ein eskapistisches Filmgenre immer wieder so artifiziell sein muss. Und wieso zur Hölle sieht das hässlicher aus als zu Zeiten der Gefährten, der zwei Türme und des Königs? Eine Ausnahme gibt es dann allerdings schon: Andy Serkis, der seine Motion-Capture Paraderolle sichtbar verinnerlicht hat, verhilft dem Film zu einer kammerspielartigen, fast brillanten Szene, die den Gesamteindruck aber nur wenig aufbessern kann. Die Lust, den neuen Gefährten auch weiterhin auf ihrer Reise beizuwohnen, hält sich doch arg in Grenzen, zumal der Trailer zu THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG keine Besserung verspricht...ganz im Gegenteil. Vorsichtig gesagt wäre es vielleicht besser gewesen, Guillermo del Toro hätte das Führungsruder in der Hand behalten und Jackson würde nicht mit diesem öden Auswuchs, sondern mit der schelmhaften Energie seiner Anfangszeit als Regisseur, der Neuseeland von Untote oder Außerirdische unterwandern ließ, assoziiert werden.

                                                  4 / 10

Autor: DeDavid