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Samstag, 16. Juni 2012

Noch ein letzter Hauch von der Bedeutsamkeit des Lebens - Klassiker der Extraklasse: Dinge des Lebens



»Ich bin es müde, Pierre. Ich bin es müde dich zu lieben« - Was könnte ich hierbei nicht alles wieder schreiben. Kurze Worte über die große Romy Schneider. Über Claude Sautet, den Menschen. Oder über das Leben und über eben jene Schönheit dieses. Doch bin ich weder Poet noch Philosoph. Das heißt es wird intellektuell eben nicht anspruchsvoll. Ganz einfach: Das Leben und nichts anderes. Was sind die die Dinge des Lebens? Was zeichnet uns aus? Wofür lohnt ein Leben? Was verschönert dieses? Ein Leben für die Liebe? Ein Leben für die Familie? Wie kurz ist doch unser Leben, in unserer Blüte können wir erstarren. Wie schnell kann es doch vorbei sein. Die letzte wichtige Entscheidung, noch nicht getroffen und doch ist unsere Zeit vorbei. Was bedeutet dies alles? Ist das Menschlichkeit? Auf dies kenne ich sicherlich keine Antworten, doch es führt mich zu einem Regisseur, der eben diese pure Menschlichkeit in seinen Filmen stets glaubwürdig abzeichnete, Claude Sautet. Der machte menschliche Filme, einer von diesen war auch "Die Dinge des Lebens" aus dem Jahre 1970 nach einem Roman von Paul Guimard, in der er uns doch die Wichtigkeit wie auch die Möglichkeit des Lebens vor Augen führte und zugleich auch ihre Tragik im Leben. Wie Zufälle leben verändern, wie eine einzige Unachtsamkeit zum Ende führen kann. Ein Schuss von Enthusiasmus. Und was die Dinge des Leben selbst sind.



Es beginnt mit einem Unfall, in flinker Manier wird überrascht, das Publikum gesammelt, das Ende bereits kund getan und mit dem Ursprung der Sehnsucht nach der Rückkehr. Der Wunsch der Vergangenheit erkennbar und schon lässt Sautet sein Intro einleiten mit einer direkten (virtuosen) Rückblende des ersten Beteiligten dieses Unfalls, der Architekt Pierre - er dem Tode nah - und der Zeitsprung glückt und Sautet führt uns zurück in die Stationen von Pierres Leben, in dem ein wichtiger Teil seine Geliebte Hélene spielt mit der er die schönsten Momente seines späten Lebens erlebte. Mit diesem Prinzip lässt Sautet seinen Charakter den Zuschauer nahetreten, damit dieser verstehen möge - Sautets Sinngebung des Lebens und so steuert Sautet selbstredend unentwegt immer weiter auf die Tragödie zu, rekonstruiert immer wieder in kleinen Fragmenten den Unfall, Schritt für Schritt und des öfteren in meisterhaft gefilmter Zeitlupe um es kurz darauf wieder ungeschehen zu machen, um erneut Revue passieren zu lassen und die Geschichte Pierres bis zum diesen Moment präzise und (wie immer bei Sautet) realistisch und absolut nüchtern zu schildern, wobei auch hier Sautets Film von einer unvergleichlichen Menschlichkeit geprägt ist. So wie das Leben spielt, so tragisch und teils so bitter zeichnet er letztlich seinen Film doch ab, auch wenn er dabei stets im gewissen Maßen bis zuletzt nie die Hoffnung verlieren lässt. Man könnte also meinen, dass Sautet somit in aufrichtigen Episoden weiß zu faszinieren, um so die einzelnen Episoden des Lebens seines Hauptprotagonisten, seiner Konflikte, seiner Probleme, seiner Liebe, ob er dies nun Anhand von einer vernachlässigten Vater-und Sohn-Beziehung schildert oder insofern seine Figuren tiefgründig studiert wie analysiert, es bleibt faszinierend zu betrachten. Was auch nicht zuletzt an den brillanten Akteuren liegen mag: Michel Piccoli (mit nahezu einzigartiger Zigarette - was hierbei fast als Markenzeichen seines Charakters gelten dürfte) als verlorener Architekt, der mit dem Tode ringt und sich nach einer letzten Chance sehnt (nur noch ein wenig Ruhen) agiert mit einer ganzen Palette des glanzvollen Spiels, wie immer präzise zugleich stilvoll, obgleich kraftvoll und sensibel wie auch zurückhaltend. Brillant wie eh und je, dazu noch melancholische Blicke, die mehr sagen als jedes Wort dieser Welt - diese werden getauscht mit einer feinfühligen Romy Schneider als große Liebe Hélene, behutsam wie liebevoll aufspielend. So stimmt auch das harmonische Zusammenspiel von Piccoli und Schneider, wobei sich gerade dadurch die authentische Seite der Geliebten erst ihre richtige Stärke entfalten kann, das was zusammen gehört und dazu noch Sautets ruhiger wie einfühlsamer Regiestil. Großartig. Da mag man ihm es glatt verzeihen, dass er seine Protagonisten zu Kettenrauchern macht, obgleich dies auch ein gewisses Maß an Interpretation zu lässt, wie eine innerliche Zerstreuung oder Unsicherheit in Hinsicht seiner Figuren, etwas woran sie sich klammern können oder es dient einfach zur Sicherung oder Betonung des Stils, was am besten Piccoli in seiner Darbietung beweist. Dazu noch zu den nüchtern gehaltenen und somit realistischen Bilder ein geradezu traumhafter Score von Phillipe Sarde (seine erste große Arbeit - dank Meister Sautet), welcher mit seinen ruhigen und emotionalen Klängen wiederum diese bestimmte Einfühlsamkeit von Sautets Werk ideal widerspiegelt. Wunderbar, dass er sich nahtlos in den Film eingliedert und seine abschließende Wirkung nur noch verstärkt.



Besonders im letzten Drittel kreiert Sautet dabei eine lähmende Faszination (so meinerseits), in dem er die Story nach dem Unfall weiterspinnt und so weiter den Kampf Pierres gegen dem nahenden Tod aufzeigt und somit beginnt mit verschiedenen Ebenen der Realität, des Traums, des Todes und der Vergangenheit zu hantieren (natürlich mit intensiv inszenierten Surrealismus), während Piccoli das Geschehen einnehmend (wie fast ironisch - schon fast zynisch) kommentiert, insofern ist die Revueüberschneidung sensationell mitanzuschauen und technisch in jeder Hinsicht herausragend bewerkstelligt. Famos, bis einen Sautet atemlos die letzten Szenen beschreiten lässt und so einem seine "Dinge des Lebens" nahebringt, sodass er mit diesem ehrlichen wie auch letztlich mehr als bewegenden Werk wieder mal eins beweist: Die pure Menschlichkeit in seinen Filmen.



9.0 / 10

Autor: Hoffman

Sonntag, 16. Oktober 2011

Kritik: "Vincent, Francois, Paul und die anderen"

Wenn sich die französische, schauspielerische Elite in einem Film versammelt, dann ist auf jeden Fall für jegliche Filmfans Freude angesagt, so traf es auch mich als ich erst kürzlich auf das Drama oder besser die Tragikkomödie "Vincent, François, Paul und die anderen" stieß von Claude Stautet aus dem Jahre aus dem Jahre 1974 nach dem Roman "La grande Marrade" von Claude Néron.

So bleibt am Ende noch eine Geschichte um Freundschaft, Männerkrisen und so natürlich die Probleme des Lebens, eine authentische Geschichte, eine Story, die gerade wegen ihrer Einfachheit an Interesse gewinnt: Drei Freunde, eben eine echte Männerclique. Vincnent, Francios und Paul. Regelmäßige Zusammenkünfte in Pauls Landhaus. Hinter ihrer Fassade verbergen sie gegenseitig ihre schweren Probleme untereinander. So simpel dies auch klingen mag es ist in jedem Fall menschlich.

Dazu bekommt man noch den großen Cast der französischen Meisterklasse geliefert, mit deren größten Darstellern, da einmal ein famoser Yves Montand als Fabrikant Vincent, die Frau will die Scheidung. Er am Boden und auch die Geliebte will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Montand so wieder in echter Hochform, fühlt sich in seine Rolle wieder sehr einfühlsam herein und spielt mit besonderer Tiefe. Dann noch ein wie immer ausgezeichneter Michel Piccoli als Arzt Francios, hier ein Mann ohne wirkliche Frau, sie sucht ihr Glück bei Anderen. Auch Piccoli besticht in seiner Darstellung, besonders in einsamen und leisen Momenten, durch eine unglaubliche Ruhe beim spielen. Zuletzt noch bei den Männer-Trio Serge Reggiani als Paul, der Autor ohne Ideen, unvollendet sein Roman, weiß auch zu überzeugen. Aber Moment doch nicht ganz "zuletzt", denn da gäbe es auch noch einen jungen wie auch souverän spielenden Gerard Depardieu nicht als die Anderen, sonder nur als Boxer Jean, der von einer großen Karriere träumt, Depardieu schon in jungen Jahren wirklich erstklassig und überraschend schlank und trainiert, lag wohl an seiner Rolle, aber so läuft ihm das Dreiergespann nicht davon und sie spielen auf einem ebenbürtigen Niveau. Zusammengefasst ein Ensemble der Extraklasse, schmackhaft besetzt.

Sautets Regie einfach nur wieder hervorragend, wie immer zeigt er uns die menschlichen Krisen seiner Figuren, zeigt ihre doch innerliche Verletzlichkeit und die tragischen Aspekte ihres Lebens, das ist wohl die Menschlichkeit. Und das ist mitreißend und packend, zu sehen wie mehrere (völlig verschiedene Schicksale aufeinandertreffen und sie so mit ihren Problemen umgehen. Die Menschen im Mittelpunkt. Auch wenn hier vieles nicht bis zum Ende perfekt hin bearbeitet wird, so blieb für mich doch bis zum Schluss interessant und so auch auf eine bestimmte Weise nachdenklich. Sogar humorvoll bzw. ironisch angehaucht. Vielleicht sogar so tragisch wie ironisch. Und natürlich nie aufdringlich, sonder ruhig, aber nunmal dabei fesselnd.
Weiterhin noch eine sehr gute Kamera, die in ihren Bildern fast schon die Gefühle der betreffenden Personen offenlegt. Das sehr stimmig eingefangen und mit einer wunderbaren, freundschaftlichen, dichten Atmosphäre vergoldet.

Des weiteren noch recht insgesamt sehr gut gezeichnete Charaktere, mit viel Tiefsinn und Verständnis angereichert, glaubwürdig präsentiert und durchaus auch hintergründiger als es auf den ersten Blick scheint, wie man hier und da im späteren Verlauf erfahren mag. Perfekt natürlich auf die jeweiligen Schauspieler getragen, die dem Ganzen noch Sympathie und Stärke geben. Und auch die Dialoge kann man wohl mit dem Wort gut bzw. auch authentisch betiteln.

Unter Strich bleibt "Vincent, Paul und die anderen" ein mehr als menschliches Stück Filmkunst, ohne gigantische Melodramatik, sondern schlicht, doch wahrscheinlich gerade deswegen so herausragend.


                              9 / 10

Auto: Hoffman