Im Grunde gibt es genau zwei Dinge, von denen ich meinen würde, dass sie mich nach der neusten Ansicht von "The Hills have Eyes" wirklich störten, im Nachhinein. Einmal, dass mir wieder vor Augen geführt wurde, welch brillanter und kritischer Wes Craven, doch einst war, seine derzeitigen Werke halte ich größtenteils eher für durchwachsen und in Anbetracht eines Regisseurs wie Craven gar irgendwie enttäuschend. Andererseits die Tatsache, dass die deutsche Synchro (dies muss ich einfach erneut erwähnen) eine Verfälschung dieses Werkes darstellt und auf mein Raten absolut zu meiden wäre, außer man möchte sehen, wie eine einzige Synchro einen gesamten Film in fast jeder Intention zerstören kann. Das passiert wenn die deutsche Synchro zu Werke geht und aus von der Gesellschaft missachteten und von der Regierung im Stichgelassenen wie auch degenerierte Mutanten auf einmal Außerirdische werden, dies bestätigt auch wieder der deutsche Trailer und ich wiederhole es in aller meiner Deutlichkeit, wer diesen Film in jener Synchro schaut, ist bei "The Hills Have Eyes" von Wes Craven aus dem Jahre 1977, letztlich selber Schuld.
Denn so übersieht man auch hier schnell den zeitlichen Kontext und den kritischen Anteil jenes Films wie auch die brisanten Eigenschaften der Handlung, wobei Craven so abgeklärt ist, das er sich zunächst erstmal einer dieser perfekten Klischeebilder der amerikanischen Arbeiterfamilie zur Seite legt, vom pensionierten Polizisten in der dominierenden Rolle des Vaters, bis zu den rettenden Schäferhunden. Des Menschen Freund und Helfer. Grandios. Reihenweise werden Klischees hierbei durchexerziert, wobei so Cravens Charaktere einen überspitzen Charme beinhalten und als Zuspitzung des Ganzen werden uns jene Mutanten präsentiert, wobei Craven auch in deren Gestaltung Humor und kritische Ansätze beweist und man so bei genauerem gemeinsamen philosophieren sogar durchaus faszinierende Parallelen zum Vietnamkrieg wie auch jene Methode dessen ziehen kann. Zugleich geht aber Craven auch kritisch ins Gericht mit der amerikanischen Regierung wie auch der Atompolitik Amerikas, in jenen Zeiten, wodurch sich dies auch auf das Verhalten und den Hass der Entstellten auswirkt. Von jeglicher Hilfe entbehrt und so nach dem Blut jener dürsten, um ihren inneren Kannibalismus zu näheren und ihre Wut zugleich zu stillen, wobei sich Craven dabei auch von der Geschichte des Alexander "Sawney" Bean und seiner Familie scheinbar inspirieren ließ. Geschrieben steht Satire, immer wieder mit teils amüsanten, teils faszinierend-blutigen Metaphern und einer durchaus hintergründigen Symbolik. Insgesamt erschreckend und im zeitlichen Kontext mehr als brisant. Die Folgen der atomaren Versuchung. Dabei rüstet er sich erneut gegen die Konventionen des damaligen Hollywoodkinos und bleibt seinen minimalistischen Erzählstil doch treu, obgleich nochmal besonders der Abschluss des Films dieses Brechung der Konventionen verdeutlicht, wenn sich im Sinne des Zuschauers das Bild sich in ein rotes Gewand verwandelt und man beginnt die grausamen Ereignisse jener groben und intensiv gefilmten Bilder zu verarbeiten. Obgleich Cravens "The Hills Have Eyes" doch eine gewisse Zeit braucht um seinen Terror vollkommen zu entfesseln und gerade dies ist für heutige Sehgewohnheiten doch gewöhnungsbedürftig, dennoch stilecht setzt Craven seine wohl dosierten Schockmomente ein, jedenfalls meinerseits wirkungsvoll zu Tage gebracht, bevor er kurzum erneut zeigt in der Gewalt liegt der Terror und stellt diesen in einem fast schon zynischen Ton- rau und ohne Kompromisse - dar. Ernüchert in Hinsicht des Terrors, statt ihn wie heutige Genrekollegen zu glorifizieren und darin lag für mich gerade die Faszination des Grauens, obgleich mein Interesse allein schon des kargen und steinigen Settings in den unheilvollen Hügeln geschuldet ist, was Cravens Film aufgleich eine besondere Intensität in der Ausführung gibt, die Kamera (Eric Saarinen) leistet insofern ganze Arbeit und die Atmosphäre wird stimmig in Szene gesetzt. Effektiv wird auch der nervenzerrende wie auch drastische Score zum Einsatz gebracht, welcher jenen einnehmenden Stil erneut bestärkt. Wobei Wes Craven in seiner Konsequenz das Grauen gleichauf reflektiert mit schonungsloser Gewalt, welche mich bis zum Schluss nicht losließ und auf eine drastische Art den Zuschauer (somit mich) verstört und letztlich irgendwie ratlos zurücklässt mit den schockierenden Bildern, seiner Zeit beileibe revolutionär inszeniert, obwohl dies für vielerlei wahrscheinlich aus heutiger Sicht schwer zu betrachten ist oder gar zugänglich. Verständlich, dennoch meine ich sollte man Cravens Werk nicht mit dem Horrorkino der heutigen Zeit vergleichen, aus meiner Sicht wäre dies absurd.
In meinen Augen insofern ein prägendes Stück Terrorkino, was Wes Craven mit "The Hills Have Eyes" schuf. Auch hier schafft er es mit einfachsten Mitteln das pure Grauen zu kreieren und nebenbei noch eine clever-satirische Auseinandersetzung mit den zeitlichen Konflikten, Themen und Interessen der siebziger Jahre darzustellen, demnach gepflastert von faszinierenden Metaphern. Dennoch heutzutage gewöhnungsbedürftig in der Erzählstruktur, aber doch von langer Nachwirkung geprägt, so wie auch letztlich mehr als sehenswert.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
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