Samstag, 5. Mai 2012

Cravens pelziges und mutiertes Unheil - Kritik: Verflucht



Nun noch einmal ein Gegenbeispiel aus der Filmographie des großen Horrormeisters Wes Craven, der wie ich schon meinte qualitativ gesehen ein recht abwechslungsreiches Gesamtwerk fristet, wobei besonders seine Spätwerke unter den durchwachsenen Verlauf seiner Filmographie größtenteils zu nennen wären, meiner Meinung nach, aber das kann man so oder so sehen. Jedenfalls ist "Verflucht" aus dem Jahre 2005 doch eines dieser Spätwerke von Wes Craven, in denen er sichtlich recht eigenwillig zu Tage geht und so sich die mittlerweile gereifte Legende des Werwolfs annimmt. Wie auch irgendwo anders erwähnt, ich mag diese Legende um den Wolfsmenschen, einerlei weil diese auch oft viel zu oft im Schatten anderer Monster steht und so transferiert Craven den doch klassisch veranlagten Mythos in die Moderne und lässt es sich nicht nehmen zunächst insofern auch einen gewissen, anfangs teils noch originellen Subkontext zu der Legende aufzubauen, in dem er den Weg mit bestimmten Scream-Referenzen ebnet. Bloß eben variiert im Werwolf-Stil.



Wie der Titel (»Cursed«) schon vermuten lässt wird dabei mächtig verflucht und Unheil gesät im besten Stile der Legende, vormals. Zwei unterschiedliche Geschwister, die durch einen Zufall (gleichzusetzten mit Unfall) von einer wilden Bestie (gleichzusetzen mit Werwolf) gebissen werden und so teils doch Opfer eines recht abstrus zu nennenden Fluches werden. Variiert klein. Worauffolgend die Suche nach der Urbestie beginnt, welche verantwortlich für all dies ist. Altbekannt und von Craven durchaus nett in die Moderne getragen, wenn auch der Handlungsverlauf schmälig, ja sogar sehr schmälig bleibt. Wenigstens anfangs noch schwingen anfängliche Referenzen freudig mitein und Craven beweist durchaus charmant wie es geht, auch seinerseits mit traditionellen Humor im Sinne von »Scream«, also als Persiflage auf konventionell gestrickte Teenie-Horrfilme zu verstehen. Wobei dieser Teil mich jedenfalls durchaus leicht amüsierte. Die Charaktere werden unterhaltsam einfügt, das Thema zunächst noch interessant verpackt um das Mysterium, Andeutungen, Anspielungen, wie erwartet spürbar auch Kevin Williamsons Beitrag dazu - dies inszeniert Craven zwar nicht gerade in irgendeiner Form vom besonderen Maßstab, dennoch routiniert. Und doch entwickelt sich "Verflucht" in seinem Verlauf doch zu einem eher misslungenen Versuch, der Werwolf-Legende frisches Blut zu spenden. Da man spätestens nach der ersten Verwandlung erkennen muss, dass sich Cravens Werk ins Abstruse schleppt und im Grunde dann jenen Konventionen folgt wie huldigt, die Craven doch im Grunde zunächst so stilecht versuchte zu überspitzen? Immerhin gelingt es Craven wenigstens überhaupt in der späteren Entwicklung selbstironische Nebentöne zu verspüren, die insofern wenigstens überhaupt Abwechslung bieten zu diesem doch vorhersehbar und konventionell gekochten Filmchen. Wahrer Grusel ist dadurch auch wirklich selten, wenn überhaupt, präsent allein durch eine gewisse Absurdität des Werwolfes selbst, welcher meiner Schätzung nach eher als haariger wie auch mutierter Haribobär (in polierter CGI-Rüstung) durchgehen sollte, als denn als blutrünstiger Werwolf, aber selbst da beweist Craven irgendwie Ironie. Sollte er auch. Denn auch die Darstellerriege weiß wenig zu verzücken, Christina Ricci kann da eh wenig reißen, trotz geheimnisvoller Art, Jesse Eisenberg fährt wieder die fast schon prototypisierte Fassung eines nervösen, mittlerweile arg nervigen, Nerds auf und Joshua Jackson ist halt auch noch irgendwie da, gefällt sogar noch am besten, woran das liegt? Ich habe keine Ahnung. Da kann das noch so gewollt klischeehaft gedacht sein, es bleibt einseitig beleuchtet und kaum zündend. Aber auch altbewährte Craven/Williamson-Motive finden wieder ihren Einsatz, als Beispiel es wird viel selbstzitiert und versucht Medienkritik zu üben, diese wirkt dennoch weitaus zu zahm und auch die Hollywood-Demontage misslingt deutlich sichtbar, das hatte er schon mal besser und bissiger drauf. Eine gewisse Faszination ist meinerseits jedoch auch hier nicht abzusprechen, wegen einzelner Versatzstücke anderer Craven Werke und um Parallelen zu ziehen.



So beugt sich doch interessanterweise Wes Craven in diesem Spätwerk "Verflucht" dem, dem sich der einstige Wes Craven nie beugen wollte und doch schafft er es zumindest in wenigen Passagen seine alte, eigene und eigenwillige Individualität durchstrahlenzulassen, doch dies rettet für mich das Endprodukt vor dem Durchschnitt des Genres nicht, zwar mit durchaus ironischer Beilage, aber dafür auch mit abstrusen Ausgang, obgleich man dies in Bezug auf Craven deutlich interpretieren könnte oder auch eben nicht. Demnach enttäuschend für mich in Anbetracht auf Craven.



4.5 / 10

Autor: Hoffman

Isos Meinung:

Ironisch-angestaubtes Pisswasser macht auf originellen Cranhoney Fresh; Altmeister Craven hat Lust auf Wölfe, verzettelt sich allerdings in abstrusem Unfug und womöglich altersdebilen Spielereien. Was macht der bloß? Wenn das altkörperlicher Stromnetzverbrauch ist, dann bitte ich um Erbarmen. Bitte nicht, du alter Sack. Und doch, zugegebenermaßen, finde ich „Cursed“ nicht ungemein schlecht, in Relation zu dem, was es heute sonst so gibt, und das ist des Öfteren sehr viel schlechter, sogar ganz nett; aber genau darin besteht doch der Fehler. Woher soll man ausweglosen Schund vom Positiven abgrenzen können, wenn doch nichts über Fadheit hinausgeht? Gar nicht, richtig. Schmerzvoller Blödsinn revolutioniert das Befriedigende und Scheiße wird das neue Gut. Ist es Zeit für neue Wertungsmaßstäbe, eine Revolution liebevoller Annahme, die Kuscheldecke? Hoffentlich nicht, ein bisschen Ehre darf man sich gerne noch bewahren.

3.5 / 10

4 Kommentare:

  1. Ich weiß nicht, ob Christina Ricci meine verliebten Augen so wesentlich vom Kern abgelenkt haben, aber Verflucht fand ich durchaus unterhaltsam. Ich hab es aber auch von einem anderen Standpunkt aus gesehen, nicht die postmoderne Scream-Variante erwartet, sondern einfach nur eine weitere Werwolfverfilmung, die sich ab und zu in Details vor den Vorlagen verneigt. Aber ich bin z.B. auch ein Fan von Shocker, obwohl man den auch als Nightmare-Abklatsch sehen könnte. ;)

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  2. Das ist natürlich mehrfach interpretierbar und irgendwie kann ich das sogar fast nachvollziehen. Im Gegenzug zu Ricci gabs aber noch Unsympath nr. 1 Eisenberg auf der Besetzungsliste. Da werde ich immer leicht mürrisch. Áußerdem ist Scream auch mein liebstes Craven-Werk. :)
    Und Shocker ist voll ok! Denk ich...da hätte ich eher andere Gedanken, als Abklatsch und von Nightmare ist eh nur das Remake ein doofer Abklatsch. :p

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    1. Vielleicht liegt es daran, daß ich mit Eisenberg ansonsten nur noch Zombieland gesehen habe. Ich hab zu dem zwar jetzt keinen besonderen Zugang, stören tut er mich bisher aber weniger. Insofern war ich dann relaxed genug, den Film, nachdem ich ihn im Spätprogramm, glaube sogar in den Öffenlich-Rechtlichen, entdeckt hatte, tatsächlich noch auf DVD nachzukaufen. Die Faktoren Craven und Ricci zu komplettieren spielten dabei eine Rolle, waren aber nur geringfügig entscheidend.^^

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  3. Na gut in Zombieland ist er noch ok. - weitere nerdige Werke; Im Grunde jeder seiner Filme wobei das Highlight in seiner Filmographie bei den Anfängen bleibt: 100 Millionen Volt - Inferno am Himmel. ;)
    Und davon hätte ich persönlich abgeraten, aber naja solange du damit zufrieden bist, gibt es da nichts zu entgegnen, nebenher ich mocht die Cambpell immer lieber. Wenn wir hier schon von Faktoren reden. :-)

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