Mittwoch, 4. Juli 2012

"Keep repeating: It´s only a movie" - Klassiker der Extraklasse: Das letzte Haus links - The Last House On The Left

The Last House on the Left


»It´s rests on 13 acres on earth over the very center of hell...!« - Erneut ein kleiner »Time-Jump« in den, in letzter Zeit, häufig auftretenden zurück zu den Anfängen. Zum Beginn des modernen Horrorfilms - ganz im Stile meines derzeitigen Trends - etwas anderes sollte man demnach auch nicht erwarten. Für alle die, die schon immer wissen wollten - wie man einen Zusammenhang zwischen Wes Craven und Ingmar Bergman knüpft - den Vietnamkrieg und andere gesellschaftliche Probleme radikal filmisch thematisiert - und warum ich »Laserdisc-Trailer« in ihrer bescheidenen geistigen Qualität so liebe - die Antwort liefert das Frühwerk von Wes Craven »The Last House on the Left« aus dem Jahre 1972, mit welchem Craven zudem auch seinen Durchbruch in der Filmlandschaft schaffte und so auch einen umstrittenen, aber nicht minder revolutionären Vertreter des Genres schuf, der bis heute Maßstäbe setzte. Klingt zwar derweil recht plakativ, durch inflationäre Verwendung, jedoch es ist eine Tatsache, immerhin der im Grunde erste Vertreter des großen Terrorkinos.


The last House on the Left


Auch wenn mich das insofern noch einmal zu Ingmar Bergman zurückführt und seine Vorlage zum Film, welche »Die Jungfrauenquelle« bildet und so auch Craven die Ausgangslage bot, um daraus wie es mir scheint ein völlig anderes Konzept zu basteln, obgleich man auch Bergman gewisse revolutionäre Züge zuweisen muss, dies werde ich aber nochmal ausführlich an sich beleuchten müssen, sodass Craven bei »The Last House on the Left« Bergmans Film zunächst modernisiert um ihn dann in den zeitlichen Kontext der 70er Jahre zu setzten.

Es beginnt idyllisch: Zwei Mädchen auf den Weg in die Stadt, in das Grauen. Vorahnung wird betont, jedoch missachtet. Dabei zeichnet (wie sich noch im späteren Verlauf seines Schaffens zeigen wird) seine Figuren als Abziehbilder der Gesellschaft, nach den Klischees der amerikanischen Kleinfamilie eingerichtet, umso auch im Verlauf seiner Geschichte mit dieser Gesellschaft abzurechnen - zynisch natürlich. So lässt er seine zwei weiblichen Protagonisten (Status: Einfältig), sich ihrem eigenen Unheil verantworten und jetzt die handgewandten Straftäter auf sie, welche sie bedrohen, sie peinigen, sie vergewaltigen und auf Widerstand auch mit Tod antworten. In dieser Szenerie weiß Craven natürlich harmonisch zu agieren und kompromisslos Regie zu führen wie auch den Terror zu definieren, in Form des erstmalig auftretenden Subgenres »Rape and Revenge«, welcher an sich schon die Grundsubstanz des Selbstjustizfilm festlegen sollte.

Und so schraubt Craven in Hinsicht seines Terror und der Angst die Spannung immer weiter an, überspannt sie kurzum und lässt die pure Gewalt eskalieren. Zwischendrin verzwickt er sich zwar in einer satirischen Abrechnung mit der Justiz und dem Gesetz (in Form von zwei unfähigen Polizisten), was so den kritischen Anteil seines Werkes erneut deutlich macht, aber im Bezug der Handlung auf mich fast unnötig wirkte, auch wenn ich seine Intention nachvollziehen kann, leicht-spöttisch. Schon hier manifestiert sich Cravens radikaler wie auch roher Stil (hervorgerufen durch Minimalismus), der Gewalt in all seiner Grausamkeit aufzeigt. Brutal und nervenzerrend, hierbei wieder mit überraschend passend-dualistischen Score und einem Soundtrack unterlegt, der wiederum einen gewissen Frieden und einen ruhige-entspannte Substanz bietet, was im Gegensatz zu Cravens Stil steht, was dem Ganzen somit einen ironischen Beiton gibt beim Paradoxon. Während Craven an sich auch immer einen seidenen Faden zwischen Gesellschaftssatire und purem und perversen Terror zieht, beides provokativ wie eigenwillig von ihm inszeniert.

Und so für mich auch doch im gewissen Maße gewöhnungsbedürftig, wenn überhaupt möglich. Als Beilage serviert Craven noch reichlich blutige Metaphern und setzt sich auch hier bereits mit den zeitlichen Missständen auseinander, von denen der Vietnamkrieg und dessen Aufbereitung wie auch das Traumas dieses nur einige Aspekte wären. Der Krieg ist Heim gekommen. Eine Abrechnung mit den Idealen des amerikanischen Traums. Und des weiteren entlarvt Craven im besonderen den Zuschauer in dem letzten Drittel seines Films, stellt eine bestimmte Ambivalenz her, er lässt die Peiniger selbst des Schicksals bittere Kraft spüren und wandelt das Bild meisterlich insofern, sodass »The Last House on the Left« sich nahezu einer perfiden und bitterbösen Groteske angleicht (an der radikalen Kettensäge mangelts nicht), hier sprüht nochmal einmal die Symbolik große Funken mit satirischer und überzogener Darstellung und so schlägt die Eskalation der Besinnungslosigkeit an. Es lässt einen doch ratlos zurück.

The last House on the Left



Es ist der blanke Terror, den Craven hierbei bebildert, ungeschönt und dreckig wird gefilmt, weshalb dadurch Wes Cravens Film »The Last House on the Left«auch eine bedrohliche und verstörende Intensität besitzt, welche wiederum Authentizität erschafft. Auch die Isolation von der Zivilisation durch die Kulisse des wuchernden Waldes ist hintergründig gewählt, denn so zeigt dies doch eine symbolische Verworrenheit im undurchsichtigen Dickschicht des Films selbst, dazu der Klang wie der Herzschlag der Protagonisten. Das verräterische Herz. So definiert man und das macht seinen Film so zu einer cleveren, wie auch perfiden Gesellschaftssatire, bei der Craven seine Qualitäten schon früh unter Beweis stellte. Ja, das ist bitterböses und subversives Terrorkino in Reinkultur.



7.5 / 10

Autor: Hoffman

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