Mittwoch, 14. November 2012

Wundervolle Wunderjungen und Schaffenskrisen - Kritik: Wonder Boys


»Als ob es wichtig wäre, was ich denke. Es spielt keine Rolle, was irgendein Mensch denkt. Die meisten Menschen denken gar nicht.« - »Wonder Boys« gehörte eigentlich für mich zu einer Reihe von Filme, die... - nun gut ich wurde durch die Manipulation der Werbung, die eine Collection bestimmter Filme aufführte, dazu verführt (u.a. auch mit den Werken: »Babettes Fest«, »Lautlos wie die Nacht« oder »Mephisto«) diese einzeln abzuarbeiten oder bei Gelegenheit genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Werbung präsentierte diese Film nämlich genussvoll. Insofern wurde ich durch diese Collection erst auf diese Filme aufmerksam. Dem Glück seie gedankt und deshalb ist der schriftliche Einstieg auch so schrecklich verfasst worden: Unter diesen Filmen weckte besonders »Wonder Boys« aus dem Jahre 2000 basierend auf dem Roman von Michael Chabon - wir wollen immerhin informativ sein - mein Interesse, nicht nur weil dieser die für mich cinephilsten Szenen dieser Werbeeinheit aufwies, sondern auch wegen Michael Douglas mit Stil. Und dan Curtis Hanson auf dem Regiestuhl, der hiermit von Hitchcock über Film noir zu tragisch-komischen Schaffenskrisen umstieg? Gut, dachte ich.



Und Hanson macht das auch gar nicht falsch. Eine intelligente Humoreske, nicht nur da der Mann erneut ein Händchen beweist für eine passende Rollenbesetzung, was daraus profitiert ist konsequenter - wie ich auch hoffe logischerweise: Eine breitgefächte und qualitative Riege von Akteuren. Und der Handlungsfokuspunkt: Die Schaffenskrise - die mag jeder ob Guido Anselmi, Fellini oder eben Grady Tripp. - und wieder fühle ich ich seltsamerweise reflektiert: Ein kiffender, schrulligen und wundersamer Literaturprofessor. Grady Tripp halt. Der in Schaffenskrise? Autor in Schaffenskrise? Oh ja und Michael Douglas superb - nicht nur gemimt, sondern gelebt von Douglas und mit selbstironischen Augenzwinkern wie auch mit kuriosen Spiel.


Favorisiert und geliebt und die Frage nebenher: Mag Grady die unnahbare Reflexion von Hoffman sein? Durchaus, wenn auch nicht mit präziser Bestimmtheit möchte ich kommentieren. Liebenswert, sogar sehr liebenswert, wenn man sich selbst in einer kiffenden und in der Midlife-Crisis stehenden und konstruktiven Autor sieht, der von Michael Douglas wunderbar facettenreich, wie eh und je, verkörpert wird. Es mag sichtlich schräg klingen, doch ich schien mit mit diesen Charakter zu identifizieren zu können - das sympathisiert unweigerlich mit dem Film - faszinierend, solche Selbsterkenntnisse. Hin zum definierten Selbstfindungstrip mit Curtis Hanson, der stets den Spagat meisterhaft wahrt zwischen Humor und geistreichen Tiefgang. Mit sarkastischen Spitzen und vielerler ironischen Anklängen, vermischt amüsanten Zynismus im Eingklang mit seinen skurril und liebevoll gezeichneten Figuren und sanften Tönen, mittendrin Grady Tripp, dem depressiven und niedergeschlagenen Wunderstudenten  James (sensibel: Tobey Maguire) und dem ungeduldig wartenden und exzentrischen Lektor (selbstironisch: Robert Downey Jr.) seines Buches und vielen weiteren Verstrickungen des Lebens, unter anderen auch samt Frances McDormand. Geschichten wie sie nur das Leben selbst schreibt. Oder Hollywood.


Subtil von Hanson in seiner Erzählstruktur und demnach auch unspektakulär, aber entspannt und feinsinnig beleuchtet Hanson unter diesen Umständen seine Charaktere - Zeit bleibt ihm genug um ihnen warmherzig und behutsam Tiefe zu verleihen auch der Cast leistet dazu seine Arbeit, zwar könnte man diese unspektakuläre Art dem Film durchaus ankreiden, aber nein mir zumindest ging dabei das Herz auf, der ruhige Grundton wirkt nicht umsonst insofern auch mehr als stimmig und räumt wie gesagt den Darstellern, im besonderen Douglas, Platz ein um sich vollkommen zu entfalten. Da geht einem glatt das Herz auf. Das Drehbuch veredelt dies das mit punktgenauen Sprüngen und pointierten wie auch geschliffenen Dialogen - auch hier mit ironischen Wert.

 
 
Bei solch harmonischer Symbiose einer Schaffenskrise ist man doch erfreut, des weiteren vorzüglich verziert mit einem exzellent gewählten Soundtrack, so auch Bob Dylan dazu beisteuerte. Zudem noch Ehrungen an Marylin Monroe und somit eine Referenz zum Medium Film selbst - es wird fein zitiert - und besonders zum legendären Douglas Sirk in Form einer feinen Anspielung auf »Written on the Wind« oder die Referenz in Hinsicht des Hintergrunds von Schnees, was insofern Gedanken zu »All That Heaven Allows« meinserseits knüpfte. Wunderbar. Wenn auch mit abschließend konventioneller Tilgung, obgleich dies auch erlaubt sein darf. Bei Hanson, das Medium Film und »Wonder Boys« als Hoffnung und als Erlösung vor dem tiefen Fall - mit Symbolik. Wie ein Fellini einst: - am Ende wird geschrieben, bloß anders als zuvor. Faszinierend zu betrachten, nicht nur wegen selbstreflexionistischen Zügen.



7.5 / 10

Autor: Hoffman

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen