Freitag, 23. Januar 2015

Der letzte Schultag vor den Sommerferien in Austin - Kritik: Dazed and Confused (1993)




Richard Linklater erinnert sich an seine Jugend, an eine vergangene Zeit, an die 70er Jahre. Wir befinden uns im Jahre 1976, genauer gesagt in der Stadt Austin in Texas. Im Autokino läuft Hitchcocks »Family Plot«. Es ist der letzte Schultag vor den Sommerferien, für die Seniors ist es sogar der letzte Schultag in ihrer gesamten Schullaufbahn. Daraus entwirft Linklater ein Kaleidoskop, wie er es schon in seinem Debüt »Slacker« tat, in dem er auf eine amerikanische (= texanische) Kleinstadt schaute, das einen Tag, eine Nacht und den darauffolgenden Morgen umfasst. Er erzählt stimmungsvoll verschiedene kleine Geschichten von Jugendlichen und zeigt ebenso die verschiedene Gruppen unter ihnen. Linklater zeigt die Sportler, die Kiffer, die Streber, die Witzfiguren oder die jüngeren Schüler von der Junior High School, die nun Freshman sind und daher aus rituellen Gründen von den Älteren (= Seniors) den Arsch versohlt bekommen, dabei terrorisiert, verfolgt und gedemütigt werden. Linklaters Film ist durchweg vergnügt erzählt, frech und durchaus schräg.



 Manche seiner Figuren mögen zwar etwas beschränkt wirken, aber er verleiht ihnen allen so einen gewissen eigenwilligen Charme. Linklaters Figuren, das sind zum Großteil eben auch Rumtreiber. Er lässt die Vergangenheit wieder lebendig aufleben, von der Musik, den Frisuren, der Kleidung bis zu den Postern an der Zimmerwand, den Autos oder Joints. Es gibt Partys, die ins Wasser fallen und neue Partys in abgelegenen Wäldern, welche die Alten ersetzen. Auf der Junior High School Party tanzen die Jungen mit den Mädchen zu Nazareths »Love Hurts«. Kleine Brüder von großen Schwestern bekommen eine Extraportion Schläge von den Seniors, hängen später aber auch mit eben diesen ab. Und natürlich gibt es da zwischendrin auch die Rebellion gegen die Erwachsenenwelt und ihre Regeln. Man könnte sagen, dass Linklaters »Dazed and Confused« ein anarchistischer Film ist, den man lernt mit der Zeit irgendwie zu mögen. Es ist ein kurzweiliger und leicht konsumierbarer Film, dessen Charaktere dabei insgesamt  relativ stereotyp bleiben.


6.5 / 10

Autor: Hoffman 

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