Freitag, 27. März 2015

Short Cuts: Der Affe im Winter & Dünkirchen, 2. Juni 1940


Der Affe im Winter (1962)




Jean Gabin und Jean-Paul Belmondo in ihren einzigen gemeinsamen Film, einer Komödie von Henri Verneuil, in der man trunken durch die Nacht torkelt. Es ist ein gut gelaunter und teilweise, wenn die Protagonisten betrunken sind, schrulliger Film, in dem die beiden Hauptdarsteller mit viel Spielfreude agieren, Das ist anfangs turbulent erzählt, bevor es Verneuil dann dezenter und entspannter zwischendrin angeht. Gabin ist ein Mann, der in der Situation des Krieges dem Alkohol abgeschworen hat. 15 Jahre später taucht nun der muntere Belmondo auf. Nun scheint Gabin schlaff, hat nur noch die Bonbons. Belmondo bringt wieder Wildheit in das monotone Stadtleben mit Flamencotanz und Matadorkämpfen, mit rasenden Autos und Autofahrern. Das ist temperamentvoll. Da plädiert Verneuil an die Lebenslust und das Wegträumen, auch wenn er den Alkohol auch verklären mag, was ich etwas zwiespältig sehe, andererseits verurteilt er seine Figuren auch nicht für ihre Lust am Rausch. So torkeln und singen sie gemeinsam. Das mag etwas ziellos im Ganzen sein. Geadelt wird der Film von einem Feuerwerk. Insgesamt ist es ein Film für kalte Wintertage.


6.5 / 10


Dünkirchen, 2. Juni 1940


Verneuils Film spielt im zweiten Weltkrieg, das Datum ist genau datiert, wie der Titel schon verrät. Er schildert das aus der Sicht der Franzosen, die darauf warten mit den Briten evakuiert zu werden. Das ist ein Warten mit Bombenhagel, von den deutschen Fliegern verursacht. Belmondo trifft in dieser Landschaft auf verschiedene Einzelpersonen, einem Soldaten, der sich an seine Frau erinnert; einen schießwütigen Soldat, der seine Gruppe verloren hat; einen gutmütigen britischen Offizier, einen britischen Soldaten und dessen französische Frau, die gemeinsam evakuiert werden wollen (gemeinsam aber in den Tod gehen), einen Pater, der Soldat ist und seine Waffen begräbt, barbarische Soldaten und eine deutsche Frau, die sich nicht von ihrem Haus trennen will und die sich in ihn verliebt. Souverän ist das von Verneuil inszeniert. Decaes Bilder sind in Eastmancolor festgehalten. Der Film ist mit viel trockenen Humor angereichert. Irritierend ist in dieser Hinsicht, dass er in dieser Situation eher einen vergnügten und scherzboldhaften Ton anschlägt, vielleicht ist das auch nur die Ironie mit der Verneuil den Krieg kommentiert (Soldaten, die sich als Nonnen verkleiden?). Im letzten Drittel wird die Stimmung dann gedrückter, düsterer und der Film wird drastischer, damit arbeitet Verneuil am Schluss auch die Banalität des Krieges heraus (ein Freund, der beim Wasserholen stirbt). Das wirkt daher nicht immer ganz ausbalanciert und gerade die Liebesgeschichte in einem solchen Szenario ist doch ein alter Hut.


6.0 / 10


Autor: Hoffman 

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