Jacques Demys zweiter Spielfilm »La baie des anges« ist ein durch und durch stilvoller, wenn dabei auch schlichter Film, bei dem Demy seine Eindrücke, bei seinem ersten Casinobesuch, zu dem man ihn mitnahm, zu einem Film verarbeitet. Ähnlich ergeht es Demys Protagonisten, einem korrekten jungen Mann (Claude Mann), der als Bankangestellter arbeitet und von einem Kollegen, der Erfahrung mit dem Spiel hat, mit ins Casino genommen wird, der ihn in diese Welt einführt und von dessen Reiz er sich nicht mehr lösen kann. Demy berichtet von der Verführung des Spiels und zeigt präzise die Faszination, das Vergnügen und das Risiko, das hinter dem Spiel liegt, ohne dabei über seine Figuren moralisch zu urteilen. Es ist die Wahl der Zahl, das Mysterium das hinter diesen Zahlen liegt, die Spannung, die in dem Moment vorliegt, wenn die Kugel auf dem Rouletttisch zu rollen beginnt, das Glück, der Reiz zu gewinnen und schnelles Geld zu machen in kurzer Zeit. Denn in Casinos kann das Geld tatsächlich auf Bäumen wachsen von diesem zum nächsten Moment. Gespielt wird hier dann zu den elegant-dynamischen Klavierklängen Michel Legrands, die einen soghaft in diese Welt abtauchen lässt, während die Zeit von dannen zieht.
Der junge Mann verfällt dem Reiz, die diese unbekannte und neuartige Welt auf ihn ausübt. In Nizza, das er besucht um dort in einem Casino spielen zu können, trifft er auf Jackie (nuancenreich: Jeanne Moreau). Eine Frau, die dem Spiel erliegen ist und ihr altes Leben für das Spiel hinter sich gelassen hat. Sie ist eine leidenschaftliche Spielerin, die sich angezogen fühlt von dem Spiel, nicht bereit ist aufzuhören, begierig ist immer weiter zu spielen, auch wenn sie bereits alles verloren hat. Das Spiel gibt ihr Glückseligkeit. Geld sowie Verlust sind für sie bedeutungslos geworden. Daraus entwickelt Demy ein einfaches, aber reizvolles Szenario von zwei Spielern, die zueinander finden, sich beistehen und sich ineinander verlieben. Es treibt sie nach Nizza, später nach Monte Carlo. Demy schildert unbefangen und kühl eine beinahe schon abenteuerliche und risikofreudige Reise, bei dem Gewinn und Verlust oder Hoch- und Tiefflüge dicht beieinander stehen und sich ebenso neben dem Gefühl des Glücks auch die Ernüchterung breitmacht. Demy schildert damit also einen kurzen und Trip, der einen Einblick gibt in die rauschhafte Welt des verführerischen wie auch gefährlichen Spiels.
7.5 / 10
Autor: Hoffman
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