Freitag, 29. Januar 2016

Der Drogentrip als wilde Karusselfahrt - Klassiker der Extraklasse: The Trip (1967)


Roger Cormans »Trip« ist ein sehr zeitgeistiger Film, der sich mit der Droge LSD auseinandersetzt, so versuchten Corman und Jack Nicholson, der hierfür das Drehbuch schrieb (und dabei so weit ich mich erinnere eigene Erfahrungen verarbeitete), diesen Trip erfahrbar, greifbar und filmisch spürbar zu machen, das ist wahrlich avantgardistisch. Es ist demnach ein auf das Visuelle verlagerter Film, der sich nicht viel um (s)eine Handlung schert, sondern sich lieber in seinen Irrsinn stürzt: Das Konstrukt (oder der Konflikt), auf dem dieser Trip aufbaut, ist binnen weniger Sekunden erklärt und wird des weiteren auch nicht weiter (verständlich) vertieft: Es geht um einen Regisseur (Peter Fonda), der sich von seiner Frau scheiden lassen muss und in der Krise steckt. Was scheinbar hilft? LSD probieren! Aber keine Sorge, schon vor der Einnahme der Droge schreitet Cormans Film durch bunte Farben und bemalte Häuser, in denen Stoff konsumiert wird, während dazu ein fetziger Sixtiessound ertönt.



Maske auf und rein in den visuellen Traum, bei dem ein bärtiger Bruce Dern als helfende Hand während des Trips agiert. Das ist der Beginn einer wechselhaften Karussellfahrt, das heißt: Abstraktion, Lichter, Formen, Kreise, ein flotter Schnitt, Farben und Bilder, fließende Kraftfelder, ein leerer Strand und zwei Frauen, wilde Hemmungslosigkeit und befreiende Erregung aus dem surrealen Blickwinkel und eine mal mehr, mal weniger ver(w)irrte Kamera. Der Film schaltet folglich eine schlüssige Chronologie und Logik in seinem Drogentraumuniversum aus, versteht sich dann in Hinsicht seiner Dramaturgie eher als willkürlich zusammen geschmissener Reigen einzelner (abwegiger) Episoden.



Was ist was? Nichts. Und doch ist alles irgendwie etwas. Das Motto ist: Sich einfach treiben lassen. Es ist ein Trip voller Irritation und seltsamer Dinge, die konstant skurriler werden: Eine Wüste, dann wird man verfolgt in Wäldern von schwarzen Rittern, die Sonne und ein Blumenmeer, eine Nebelhöhle, ein ebenso nebeliges Herrenhaus, das an Poe erinnert, Visionen des eigenen Todes und fremde Orte, die so obskur, absurd und zugleich originell-schräg sind (und in denen Dennis Hopper als Richter predigt!), das man es nicht vermag sie zu umschreiben. Aber auf der anderen Seite verweisen Corman und Nicholson auch auf die Schattenseiten eines solchen Drogentrips, wenn sie Paranoia thematisieren, bei der Furcht vor dem Holzsessel und dem Angstgefühl selbst. So plagen den Protagonisten bald auch Zweifel, Misstrauen und Desorientierung, wenn er hilflos und orientierungslos durch Straßen streift, Menschenmassen ihm entgegenkommen und die Lichter der Großstadt zur Qual werden. Spätestens wenn Corman dann auch noch in die wilde und abgedrehte Clubszene eindringt, dreht er vollkommen auf und das mit psychedelischer Energie. Insgesamt findet dadurch aber auch eine tiefere Auseinandersetzung beziehungsweise ernsthafte Reflexion mit dem Thema nicht wirklich statt, da Corman doch bis zuletzt viel zu sehr zu seiner visuellen Verspieltheit tendiert, bei der er scheinbar nochmal temperamentvoll Revue passieren lässt. Als ungewöhnliches (und vor allem abseitiges) Experiment seiner Zeit bleibt sein Film nichtsdestotrotz interessant. 


6.5 / 10

Autor: Hoffman 

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