Donnerstag, 19. Juli 2018

Kritik: The Untouchables - Die Unbestechlichen (1987)


Mit dem stilbewussten »Untouchables« befand sich Brian De Palma wohl auf dem kommerziellen Höhepunkt seiner Karriere in Hollywood und ohne Frage machte De Palma mit diesem Werk einen eigentlich klassischen Gangsterfilm - also von einem Regisseur gedreht, den man in jungen Jahren dem New Hollywood zuordnete, und der zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere dieses Werk drehte, das auch eigentlich in die Phase des Classical Hollywood gepasst hätte. De Palmas opulent ausgestatteter und elegant inszenierter Film spielt in Chicago, in Zeiten der Prohibition und erzählt vom Kampf der Gesetzeshüter gegen das Verbrechen, das hier durch den berüchtigen Al Capone (Robert De Niro) vertreten wird. Dabei sucht De Palma mehrfach eine direkte Nähe zu den Vorbildern des Genres zu schaffen (als erstes wird einem wohl ein Film wie Howard Hawks »Scarface« in den Sinn kommen). Auch Hitchcock ist hier wieder präsent. Sogar schon zu Beginn des Films, wenn De Palma Affektbilder benutzt, das heißt ein unschuldiges Mädchen ins Bild kommen lässt, das eine Kofferbombe transportiert, die kurz darauf hochgeht (vgl. Hitchcocks »Sabotage«), um auf die Kompromisslosigkeit dieser Gangster zu verweisen und den Zuschauer sofort auf die Seite der Gesetzeshüter zu stellen. Dorthin, wo auch Eliot Ness (Kevin Costner, der in den darauffolgenden Jahren einen ähnlich aufrichtig-naiven Mann des Gesetzes spielen wird in Oliver Stones »JFK«) steht.

Was De Palmas Werk auszeichnet, das ist zum einen die Geradlinigkeit, mit der er auf das Ziel der Geschichte zusteuert aber auch die Klarheit, mit der er Erzählung wie auch Figuren skizziert. Denn er schildert den klar eingeteilten Kampf von Gut gegen Böse, von Ehrlichkeit gegen Korruption, von einer kleinen Gruppe von Männern gegen ein großes System, gegen das sich keiner stemmen will. Dazu kontrastiert De Palma diese Welten auch noch auf einer weiteren Ebene, denn während die Welt des Capones eine der verschwenderischen Dekadenz und des Luxus ist, ist die Welt der Polizisten weitaus karger, besteht aus den Büroräumen und der Straße. Al Capone ist dabei als Antagonist eine beinahe passive Figur, der sich zum Teil in seinen kurzen Auftritten zunächst bedienen lässt, aber auch Momente des Ausbruchs erlebt. De Palma versteht in seinem Film Al Capone aber mehr als Symbolfigur (oder konkretes Gesicht) für das Verbrechen, das es zu bekämpfen gilt. Elliot Ness wird dagegen als einfacher Beamter dargestellt, der schlicht nur seinen Job gewissenhaft nachgeht (und folglich auch am Ende nach getaner Arbeit mit seiner Aktentasche in der Masse verschwindet) und Kevin Costner gibt diesem Helden auch das Gesicht, um ihm eine bestimmte Gewöhnlichkeit zu verleihen.



So ist »The Untouchables« auch ein Film, der eine amerikanische (mythische) Heldengeschichte erzählt, einen Großstadtwestern darstellt, in dem Eliot Ness auch seinen eigenen »Wild Bunch« (u.a. mit einem knurrigen Sean Connery als väterlichen Mentor) zusammenstellen muss und damit auch von einer Männerfreundschaft berichtet, die sich ein gemeinsames Ziel gesetzt haben. Des Weiteren setzt der Film, genau in der Mitte seiner Spielzeit, den großen Triumph der Truppe an der kanadischen Grenze als direkten Westernverweis um, in dem erst in der offenen Landschaft (in weiten Totalen) John Ford und kurz darauf in einem kleinen Häuschen am Rande (erneut) Howard Hawks (»Rio Bravo«) zitiert werden. Überhaupt muss man sagen, dass die amerikanische Kinogeschichte (aber nicht nur die, wenn man dazu noch das berühmte Kinderwagentreppenzitat aus Eisensteins »Panzerkreuzer Potemkin« heranzieht) in diesem Film extrem präsent ist. Die Gewalt in diesem Film tritt dazu immer wie ein Schlag ein, ist drastisch und und impulsiv im Film. De Palma arbeitet dazu auf seine bestimmten (und sehr durchdachten) Spannungsmomente gezielt hin, die der Film mitunter auch genussvoll ausdehnt (erneut: Die Kinderwagensequenz) und spielt damit auch mit den Erwartungen des Zuschauers, in dem er sie etwa ins Leere laufen lässt (besonders am Anfang) oder sie auf die Spitze treibt. Das sind dann auch diese raffiniert geschilderten und von De Palma fraglos gewandt abgewickelten Momente, aus denen der Film dann auch seine Dynamik entwickelt und an denen sich wohl am ehesten auch die Klasse dieses Werkes ablesen lässt.

7.5 / 10

Autor: Hoffman 

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