Donnerstag, 14. November 2013

Verschwunden, vermisst, verloren? - Kritik: Simon Werner fehlt (2010)


 


Simon Werner, der Frauenschwarm der Abiturklasse, fehlt. Das heißt: Er sitzt nicht auf seinem Platz. Er ist nicht da. Er ist nicht aufzufinden. Er ist verschwunden. Hat er sich unsichtbar gemacht? Ist er abgehauen? Ist weggelaufen oder hat er sich in Luft aufgelöst? Das war eine kleine Assoziationskette für das, was folgt: Wir folgen schnellen Schritten, die zu einer Party gehen, später schreitet man in das Dunkle hinaus, in den Wald hinein, dort liegt einer tot im Gebüsch. Nun erzählt Fabrice Gobert in seinen Spielfilm diesen Fall aus verschiedenen Perspektiven, legt falsche Fährten und tut geheimnisvoll, da ist zunächst Jérémie Legrand (Warum musste ich da an Michel Legrand denken?), ein Außenstehender, ein Schulkamerad von Simon, der sich das Bein beim Fußball brach. In der Schule wird (üblicherweise) gestichelt, aber auch spekuliert, denn jeder fragt sich, was ist mit Simon Werner? Kuriose Theorien werden aufgestellt und so mancher verdächtigt. Kurz darauf verschwindet ein weiteres Mädchen. Jetzt wird es dubios! Geht ein Mörder um, der die Klasse dezimieren will? Ach, das ist doch nur im Film so! Doch schon bald fehlt auch ein dritter Junge, der schüchterne Rabier. Das ist eigentlicher ein unspektakulärer Jugendfilm, der in einem beschaulichen Vorort spielt, mit mysteriösen Zügen, der gerade aufgrund seiner dezenten und sehr geerdeten Inszenierung, was wahrscheinlich auf die dokumentarischen Wurzeln Goberts zurückzuführen ist, gefällt.




Es ist dieses unaufgeregte, was diesen Film doch irgendwie angenehm wirken lässt. Fast will man da eine gewisse Spielfreude mit den Thrillerelementen entdecken, so wie nebenbei immer mal ein paar kleine Anzeichen fallen und Vermutungen ergeben. Gobert verschachtelt das Ganze. Das verläuft auch so, dass er bekannte Szenen somit aus einem neuen Blickwinkel variiert, das Ganze neu aufrollt und Hintergründe (wenn man das so sagen darf) für gewisse Situationen gibt, es mit der Zeit jeweils genauer erklärt, sodass sich daraus ein neues Bild von so mancher Figur ergibt. Es ist wie ein Puzzle, das Gobert mit der Zeit zusammensetzt (und mitunter erweitert), erst aus Sicht von Jérémie, dann von Alice (= Simons Freundin), Rabier (= dem augenscheinlich fehlenden Dritten) und schließlich aus der von Simon selbst. Es ist aber auch ein Rätsel, dem man schnell müde wird und der ganze Film scheint an sich auch gar nicht daran interessiert zu sein eins zu sein, so wie er sich präsentiert. Irgendwie pendelt er doch unentschlossen zwischen den vermeintlichen Genres. Ja, irgendwie ist das doch harmlos, aber durchaus nett als Erforschung seines eigenes Kosmos und seiner Figuren, auch wenn viele Charaktere in dieser Hinsicht blass bleiben, viel eher schematisch gezeichnet sind, das ist etwas schade und wird meiner Meinung nach nur geringfügig durch die verschiedenen Perspektiven revidiert, wenngleich es ein Schritt nach Vorne ist. Und irgendwie ist die Auflösung des Ganzes dann irgendwie (überraschend) witzlos. Vielleicht soll das aber auch so sein, scheitert dann aber wie gesagt an anderer Stelle. Was hätte das hier doch für Potenzial gehabt. Wenigstens die abschließende Figurenneufindung versöhnt irgendwie.


5.0 / 10

Autor: Hoffman 

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