Donnerstag, 12. Dezember 2013

Dem Kinohimmel so fern - Kritik: In meinem Himmel (2009)




Es ist eigentlich ein recht typischer Stoff, den Peter Jackson hier angeht. Mehr oder weniger geht es hier wieder um zwei Welten, in diesem Fall der des Irdischen und der des Überirdischen oder anderswo bezeichnet das Diesseits und eine Zwischenwelt zum Jenseits. Am ähnlichsten ist er damit wohl »Heavenly Creatures« (oder für die ganz peniblen »The Frighteners«; das halte ich aber hierbei für sekundär), bei welchem Jackson die Rahmen von Realität und Imagination in einem Coming-of-Age-Gewand beleuchtete, so ist nun »In meinem Himmel« eine Art theoretische Weiterentwicklung dessen, ein Schritt in das Übernatürliche, ein Mädchen, der Tod und das, was über den Tod hinaus geht. Natürlich auch wieder nach einer Buchvorlage verfilmt. Es scheint mir nur nicht der richtige Stoff (= die Geschichte, nicht Thematik) für Jackson zu sein, das fängt schon da bei diesem ungeschickten Unfall des kleinen Bruders an, wenn Jackson sich scheinbar nicht entscheiden kann, ob das nun schräg und komisch oder dramatisch sein soll, die Dramatik verfehlt er in diesem Moment auf jeden Fall und so ist es die erste Andeutung dafür, was Jacksons Problem hierbei sein wird. Er will den Stoff wieder überdimensionieren.




So zeigt Jackson seine Protagonistin Susie zwischen der ersten Liebe, der Familie und dem Erwachsenwerden. Ihre Liebe gilt der Fotografie, welche das Festhalten von Erinnerungen ist. Da pendelt Jackson zwischen kinotauglichen Klischees, behutsamen Sentimentalitäten und wie gesagt manchmal auch dahingehend unbeholfenen Momenten. Das ist Vergangenheit, sie wird aus dem Leben gerissen. Etwas zögert Jackson bis er das Gesicht des Täters kenntlich macht, die Tat selbst zeigt er nicht, zunächst nur die Gegenüberstellung von der Familienidylle und dem Unheil und dann den Übergang und Lauf von Leben zu Tod. Visuell kann man Jackson da wenig vorwerfen, die Zwischenwelt strahlt bildgewaltig und überaus angenehm, es verkommen nur Sekunden (= dann ist es aber so als wäre man in einer Candyworld) zum bloßen Effekt. Das ist aber nur meine Meinung. Die Geschichte verlagert Jackson aber mehr ins Diesseits. Wobei ich mich da frage, ob die Charaktere auch so stereotypisch in der Vorlage stehen? Die Täterfigur ist im Grunde wenig originell geschrieben, wäre da nicht Stanley Tucci, der sie wirklich faszinierend umsetzt, von einem zum anderen Moment von Unbeholfenheit und geheuchelter Freundlichkeit zu Diabolik wechselt, besorgt und bereit ist zu verbergen. Er macht wirklich etwas aus dieser Figur. Der Vater (Mark Wahlberg; der für mich kein großer Charakterdarsteller mehr wird) ist ehrgeizig und setzt alles daran das Verbrechen an seiner Tochter aufzuklären, er behält alte Versprechen bei. Es war eine besondere Beziehung zwischen Vater und Tochter, die aber auch viel zu kurz herausgearbeitet wurde, oberflächlich bleibt, auch wenn man den Ansatz dieser Beziehung durchaus nachvollziehen kann, wenigstens dafür sorgen schon die wahrlich wenigen Augenblicke.



Vater beginnt also weiter zu ermitteln, die Mutter (Rachel Weisz) will darüber hinwegkommen, will mit dem Tod ihrer Tochter abschließen und versiegelt sich vor der Auseinandersetzung davor und flüchtet, die Schwester lebt ihr Leben weiter und entdeckt die Liebe, der Mörder wiegt sich in Sicherheit, Susie ist die stille Beobachterin und Peter Jackson will Kino drehen, was draus wird ist ein ein ziemlich diesseitiger Thriller (mit einer Tätersuche, den der Zuschauer sowieso kennt und etwas Überirdischem), er fährt dann eben dazu gleichmal die ganze Palette auf, da muss noch Susan Sarandon als exzentrische Großmutter humoristisch aushelfen, als Raucherin und schrullige Alkoholikerin des Films, das ist wirklich ein kurioser Charakter. Das misslingt und missfällt aber, da die Vorlage für solche Ausmaße wahrscheinlich nicht geeignet ist. So ist dieser Mix auch wenig ausbalanciert, nicht nur zwischen Himmel und Erde. Und das Ende ist in seiner Aussage ernüchternd: Zufälle gibt´s und irgendwann trifft es jeden; vergessen wir, was hinter uns liegt und blicken wir nach vorne; das Leben ist schön (oder: Ich bin tot, danke fürs Zuhören und jetzt viel Spaß im weiteren Leben). Irgendwie stimmte da was nicht mit der (ziemlich abstrusen) Essenz, befürchte ich. Peter Jackson ist ein Geschichtenerzähler, ein Mann der großen Gesten und nicht unbedingt jemand, der seine Charaktere studiert mit kleinen Gesten. Daran lässt sich wohl am ehesten das Scheitern dieses Projektes für mich erklären. Den Ausrutscher verzeihe ich Jackson einfach mal, ich will nicht böse auf ihn sein, sondern hoffnungsvoll nach vorne schauen.



P.S: Diese Worte schrieb ich bevor ich Der Hobbit sah....



5.0 / 10


Autor: Hoffman 

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