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Samstag, 26. Januar 2013

Wie eine Westernhommage nicht aussehen sollte - Kritik: Django Unchained (2012)




"Django Unchained" macht umso deutlicher, dass auch ein Quentin Tarantino nicht im Jungbrunnen gebadet hat, und dass auch er gerne alten Wein in neuen Gläsern einschenkt. Das übliche Tarantino Programm halt: Dialoge, Zitate, Referenzen, Coolness, Blut, Gewalt, Musik, und so weiter und so fort... Ich finde, näher muss ich darauf nun wirklich nicht eingehen. Und dass Herr Tarantino Italowestern sehr gerne hat, sollte mittlerweile auch niemanden mehr vom Hocker hauen, waren "Kill Bill" und "Inglourious Basterds" ja schon halbe Western. Da liegt es ja irgendwo nahe, dass von Tarantino auch mal ein "richtiger" Italowestern kommen muss. Ja, das geschah nun mit "Django Unchained", jedoch fällt das Ergebnis für mich mehr als nur ernüchternd aus. Fangen wir einfach am Anfang an: die Eröffnungsszene mit dem originalen "Django" Thema ist schön, und auch der Plot ist vielversprechend und könnte mit seinem Protagonisten, dem Sklaven Django, dem Film eine gewisse politische Brisanz verleihen, da die Sklaverei und der Bürgerkrieg in Amerika noch heute nachhallen. Das wirkt fast so, als hätte sich Herr Tarantino da einiges vorgenommen...



Ich kam schon bei meiner "Inglourious Basterds" Auffrischung vor einiger Zeit zu dem Schluss, dass Tarantino Probleme damit hat, eine wirklich große Geschichte zu erzählen und hatte auch meine Bedenken in Sachen "Django Unchained". Und was soll ich sagen? Was ich befürchtet hatte, ist eingetreten. Tarantino versäumt es wieder einmal, den Zuschauer sicher durch seinen Film zu führen. Da wäre zu allererst der "german Gentleman" Christoph Waltz (Nur so am Rande: Ist die Rolle des guten, deutschen Kopfgeldjägers eine Art "Entschuldigung" dafür, dass in "Inglourious Basterds" kein Unterschied zwischen einem deutschen Soldaten und einem überzeugten Nationalsozialisten gemacht wurde?). Natürlich spielt er seine Rolle gut und sauber, jedoch passt einfach vorne und hinten nichts. Stahl er in "Inglourious Basterds" noch dem Rest des Casts die Show, beginnt seine aufgesetzte, ja fast schon zwanghafte, Coolness hier schnell zu nerven. Ja, er nervt einfach, ich kann es nicht anders sagen. Welche Hauptfigur in einem Italowestern ist schon so eine bornierte Quasselstrippe, die unbedingt cool sein will, jedoch so wirkt, als hätte sie einen ganzen Baumstamm im Allerwertesten? Es passt schlichtweg nicht. Sicher, einen Clint Eastwood- oder Franco Nero Abklatsch wollte auch keiner sehen, aber diese Figur, sowie Tarantinos gesamter Stil, schaden dem Film einfach. Es gibt coole Sprüche, cooles Gepose und einfach coole Coolness en massé. Doch zu welchem Preis? Richtig, die Geschichte interessiert ab ca. 20 Minuten nicht mehr die Bohne. Es ist halt einfach ein typischer Tarantino Film, der sich die Haut eines Italowesterns übergestreift hat. Ich kann es ganz schwer in Worte fassen, aber ich kann nur wieder betonen: es nervt, es ist anstrengend, es ist schlecht. So erzählt man keinen Western, Herr Tarantino. Sind Sie sich eigentlich bewusst, dass Sie eine überaus ambitionierte Geschichte zugunsten von Dingen, die seit "Pulp Fiction" jeder kennt, über den Haufen geworfen haben? Ich weiß es nicht, und es steht mir auch nicht zu, jetzt darüber zu mutmaßen, jedoch wirkte der ganze Film einfach nur nervig selbstverliebt. Ein Regisseur dreht einen Film angesiedelt in einem seiner Lieblingsgenres, doch er präsentiert nur Dinge, die wir schon längst aus seinen früheren Filmen kennen. 

Natürlich ist das Inszenatorisch noch immer gut, der Score ist stimmig, und so weiter und so fort. Aber ich musste im Kino schnell den Kopf schütteln, da der Film seine Laufzeit, die mit fast drei Stunden einiges zu erzählen gehabt hätte, einfach nicht nutzt. Stattdessen irrt er auf denkbar uninteressanteste Weise seinem Ende entgegen. Währenddessen gibt's halt 100% Tarantino mit all dem, was ich schon längst kannte, und was mir mittlerweile, wenn ich ganz ehrlich sein muss, zum Hals raushängt. Stellenweise wusste ich schon im Voraus, wie sich die Figuren verhalten, was als nächstes passiert, wann der nächste coole Spruch (denkt euch das "cool" bitte immer in Anführungszeichen, da es nicht wirklich cool ist.) kommt und wann der nächste ganz cool abgeknallt wird. Apropos "abknallen": Ja, Tarantinos Filme waren schon immer blutig, und Tarantino darf das ja, denn Tarantino ist Tarantino und Tarantino ist cool und lustig. Wusste ich schon längst, und hat mich auch nie sonderlich gestört. Bis jetzt! Kaum ist einer der endlos langen, endlos coolen, ultra tarantinoesken, affengeilen, kultverdächtigen Dialoge vorbei, entlädt sich der Film in eine Gewaltorgie voller Blut und Shootouts in Zeitlupen, die fast schon 1:1 aus Peckinpahs "The Wild Bunch" stammen könnten. Doch im Gegensatz zu Tarantino hatte Sam Peckinpah etwas zu sagen. Doch was will Tarantino eigentlich mit seinem Film sagen? Dass er cool ist? Achso, hab ich ja noch gar nicht gewusst, danke! Nein, ganz im Gegenteil, das war purer Selbstzweck, und weder grotesk noch ernst. Denn Tarantino hat gar nichts zu sagen. Dass Sklaverei scheiße ist, sollte jeder Zuschauer, der nicht heimlich Mitglied beim Ku-Klux-Klan ist, wissen. Tarantino kann es nicht verheimlichen, dass ein solch brisantes Thema viel zu hoch für ihn ist, und eine tiefere Auseinandersetzung mit der Materie nicht einmal ansatzweise stattfindet. Stattdessen versinkt sein Film mit zunehmender Laufzeit immer tiefer im Sumpf der Belanglosigkeit, nur um sich kurz vor Schluss, nach einem gefühlt dreistündigen Tischgespräch zwischen DiCaprio, der einen Preis für die Fehlbestzung des Jahres erhalten sollte, und Waltz, noch einmal in eine pseudopeckinpaheske Gewaltorgie zu stürzen.



Schließlich zieht sich der Film noch weiter in die Länge, damit irgendwann endlich Schluss ist. Zwischendurch gibt's noch Musik von Maestro Morricone, die irgendwie an "The Strong" aus "The Good, the Bad and the Ugly" erinnert und den Zuschauer wohl daran erinnern soll, dass das hier ein Westerns sein soll. Und dann ist er auch glücklicherweise mal zu ende, und ich war erleichtert, es überstanden zu haben. Und vor allem war ich erstaunt. Erstaunt darüber, wie schlecht der Film doch ist. "Inglourius Basterds" fand ich ja bei den ersten Sichtungen noch toll, doch das hier nervt einfach von Beginn an. Jemand sollte Tarantino mal klar machen, dass seine coolen Dialoge in einer Imbissbude im Los Angeles Anfang der Neunziger wirklich cool waren, aber jetzt - und vor allem in einem Western - einfach nur noch traurig und peinlich sind. Wen das aber schon bei den "Basterds" nicht gestört hat, der wird mit "Django Unchained" irgendwo und irgendwie glücklich werden. Wie in einer Ehe, in der schon seit Jahren nichts mehr im Bett oder sonst wo geht, aber man halt trotzdem zueinander hält. Der Rest wird diesen Film wohl kaum mögen, denn er ist wirklich schlecht, und wenn man bedenkt, dass "Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction" schon fast zwanzig Jahre her sind, einfach unfassbar öde und unfassbar belanglos. Für mich schon jetzt der Flop des Jahres. Und ob die Ankündigung eines neuen Tarantino-Werks bei mir in Zukunft auch nur ansatzweise Interesse hervorrufen wird, wage ich auch zu bezweifeln.


4.0/10

Autor: MacReady

Donnerstag, 17. Januar 2013

Warum man Truckerbars meiden sollte - Kritik: From Dusk Till Dawn


Es sind harte Zeiten für das Bankräuberbrüdergespann Seth (George Clooney in seiner vielleicht besten Rolle) und Richard (Soziopathisch und fußfetischistisch as always: Quentin Tarantino) Gecko. Sie ziehen ihre blutige Schneise quer durch die Vereinigten Staaten, berühmt-berüchtigt in jedem Polizeirevier. Da erscheint es sinnvoll, erstmal das Land mitsamt Beute und weiblicher Geisel zu verlassen. Okay, nach kurzer Zweisamkeit lebt diese ab." Richard, what's wrong with you?" Gerade rechtens, dass eine dreiköpfige Familie (Harvey Keitel, Juilette Lewis, Ernest Liu) zufällig eine Rastpause im selben Motel einlegen will...
Ist erstmal der gröbste Teil geschafft, wieso sollten sich die ungleichen Reisegefährten nicht in einem verlockenden Schuppen namens Titty Twister erholen dürfen? Doch drinnen verläuft nichts mehr wie geplant.



FROM DUSK TILL DAWN, hierzulande bis heute indiziert und offiziell nur geschnitten erhältlich, ist Rodriguez´ und Tarantinos dritte Zusammenarbeit sowie zugleich einer der besten Filme des zwischen äußerst brutalen Grindhousebeiträgen und Kinderspionagekomödien oszillierenden Mexikaners. Jener angesprochene Twist, der Übergang vom raubeinigen Roadmovie zum spaßigen Splatterereignis dürfte jeder halbwegs cinephilen Person ein Begriff sein. Bei völligem Unwissen kann FDTD als einer der unvorhersehbarsten Filme überhaupt überraschen und dennoch funktioniert er auch bei mehrfacher Sichtung tadellos. Dies wird neben dem umwerfenden Cast (u.a Cheech Marin, Salma Hayek, Tom Savini als "Sex Machine") und einem Soundtrack zum Niederknien ("After Dark", "Foolish Heart) vor allem durch eine herrlich unernste und unbeschwerte Regieführung garantiert. Anders als im nervigen Möchtegernexploitationdesaster MACHETE hat Rodriquez alle Zügel sicher in den Händen, woran Tarantinos Drehbuchpartizipation keinen geringen Anteil leistet. Ein anspruchsloses (?) Vergnügen voller Gekröse, zweckentfremdeten Gottesdienstutensilien und einem Kameraschwenk in der letzten Einstellung, der offenbar genug Raum ließ für zwei Direct-to-Video-Sequels, an denen ich, wie ich leider gestehen muss, nur geringes Interesse besitze. "Why, out of all the God-forsaken shitholes in Mexico, do we have to meet here?"


                                                 
                                          8.0 / 10


Autor: DeDavid

Donnerstag, 18. Oktober 2012

"It's not your Masterpiece, Quentin." - Kritik: Inglourious Basterds



Ach, das war doch ein großes Ereignis, damals im Sommer 2009. Der Film, dem ich am meisten entgegenfieberte war der neue Film von einem meiner damaligen absoluten Lieblingsregisseure, Quentin Tarantino, Inglourious Basterds. Ich war zu dem Zeitpunkt schon so etwas wie ein Fan von Tarantinos Filmen, sie waren auch maßgeblich an meinem heutigen ausgeprägten Interesse am Medium Film schuldig. Sie waren für mich so etwas wie eine Einstiegsdroge. Meine Vorfreude war enorm. Und ich sollte auch nicht enttäuscht werden. Ich fand Inglourious Basterds schlichtweg genial. Es war bis dato der Tarantino, der mich am meisten beeindruckt hatte. Ich war sogar satte dreimal mal im Kino – nur für diesen Film. Ich fand ihn einfach richtig geil. Die Story war cool. Die Musik ebenso. Und die Darsteller auch. Er war schlichtweg perfekt. Doch mittlerweile muss ich eingestehen, dass sich meine Sicht auf diesen Tarantino deutlich geändert hat. Und auch wenn ich den ersten Kill Bill Teil zumindest von der Bewertung her schlechter finde, muss ich sagen, dass Inglourious Basterds der schlechteste Tarantino ist. Aus filmischer Sicht.




Aber warum? Nun, fangen wir mal von vorne an: Tarantinos Filme leben nicht wirklich von ihrer Story, sondern von ihrem Stil. Sie erzählen immer relativ simple Stories von Figuren, die fast schon in einer eigenen Welt leben. Da wären die Gangster aus Reservoir Dogs und ihr gescheiterter Raubüberfall. Oder die Braut, die sich an ihren Peinigern recht. Und auch nicht zu vergessen Stuntman Mike aus meinem heimlichen Lieblingstarantino, Death Proof, der einfach nur durch die Gegend fährt und Mädels tötet. Das sind alles Geschichten, die keine wirklichen epochalen Ausmaße annehmen. Geschichten, die sich in einer Welt abspielen, die so gut wie alle Zuschauer nicht betreten wollen und auch nicht kennen. Es sind einfach Geschichten, die Tarantino cool findet, und mit denen er seine Lieblingsfilme durch Homagen ehren will. Doch Inglourious Basterds ist da ganz anders. Hier haben wir es in der Tat mit einer Geschichte von epochalem Ausmaß zu tun. Nicht nur, dass sich Tarantino mit dem Zweiten Weltkrieg einen historischen Schauplatz für seinen Film ausgesucht hat, er will sogar die Geschichte des Zweiten Weltkriegs neu schreiben und ihn einfach mal ein Jahr früher beenden. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden, wäre ja eine schöne Sache gewesen, wenn es wirklich so gelaufen wäre… Doch ich schweife ab. Ich finde mittlerweile, nach gefühlten 20 Sichtungen der Basterds, dass sich Tarantino bei dieser Thematik übernommen hat. Denn schauen wir uns mal Tarantinos Portfolio an. Seine Filme leben davon, dass sie sich ins Gedächtnis des Zuschauers einbrennen. Von ihren denkwürdigen Figuren und Dialogen. Alleine schon Pulp Fiction, der zwar nicht mein Lieblingsfilm von ihm ist, bietet so viele denkwürdige Momente, wie manche Filmographie eines normalen Regisseurs. Ich meine, Vincent Vega, Jules, Mr. Wolf und wie sie alle heißen aus Pulp Fiction, oder die Gangster aus Reservoir Dogs... Die vergisst man einfach nicht so schnell. Doch was ist da bei Inglourious Basterds schiefgelaufen?

Die Antwort ist simpel und auch ein wenig widersprüchlich: Christoph Waltz aka SS-Oberst Hans Landa. Einerseits eine wirklich herausragende schauspielerische Leistung seitens Waltz, für die er zurecht den Oscar erhalten hat und mit der er eine der denkwürdigsten Tarantinofiguren geschaffen hat. Aber das ist auch das Problem: er stiehlt allen anderen die Show und seine Figur ist einfach zu groß für diesen Film. Er ist einerseits der furchtbare und hinterhältige Schurke, doch gleichzeitig strahlt er eine absolute Coolness und Faszination aus. Man verachtet und bewundert ihn zugleich, er brennt sich wirklich ins Gedächtnis des Zuschauers ein. Aber, zu Beginn des Films ist er noch ganz klar der Böse, doch dies ändert sich mehr und mehr und er füllt nahezu jede Rolle aus. Er ist zunächst ein loyaler Nazi und der Gegenspieler der Basterds, doch gegen Ende verbündet er sich, auch wenn er nur auf seinen eigenen Vorteil aus ist, und hat einen maßgeblichen Anteil daran, den Krieg zu beenden. Jedoch bleiben seine Verbrechen nicht vergessen und die Basterds bestrafen ihn, wodurch er wider rum zum Opfer und einer mitleiderregenden Figur wird. Also um es mal zusammenzufassen, Hans Landa ist: Bösewicht, Antiheld und Opfer zugleich. Er vereint eigentlich alle Seiten in sich.



Sagen wir es mal so: Wäre Inglourious Basterds das Sonnensystem, so wäre Waltz ganz klar die Sonne und die restlichen Darsteller die Planeten. Alles dreht sich mehr oder weniger um ihn. Er stellt alle, wirklich alle, mal so was von in den Schatten. In jeder Szene, in der er auftritt, ist er der Mittelpunkt des Geschehens. Er gibt den Ton an. Er treibt die Handlung voran. Er ist Herz und Seele des Films. Ich will Waltz auch keinen Vorwurf machen, er spielt wirklich sensationell und auch Sachen wie Overacting vermeidet er gekonnt. Jedoch hat da Tarantino einiges falsch gemacht, er hat Waltz‘ Rolle viel zu groß und vielschichtig gemacht. Die anderen Figuren wirken einfach total eindimensional: Pitt ist das Raubein und der Anführer der Basterds, Roth ist einfach Pitts brutaler Handlanger. Laurent, die mir zwar gefallen, ist die Rächerin. Brühl der schleimige, naive Vorzeigesoldat der Deutschen. Usw… Und Waltz ist einfach alles. Denn immer, wenn ich mir Inglourious Basterds angeschaut habe, tat ich das einfach nur wegen Waltz‘ Rolle. Sie hat mich einfach beeindruckt und fasziniert. Während ich bei Pulp Fiction an mehrere Figuren gleichzeitig denke, so denke ich bei Inglourious Basterds automatisch an Waltz. Er ist Inglourious Basterds.

Doch das ist noch nicht alles. Wie ich bereits gesagt habe, will Tarantino in Inglourious Basterds Geschichte (neu) schreiben. Er nimmt sich da eine Wahnsinnsthematik vor. Doch gleichzeitig will er nicht auf seinen, sagen wir mal coolen Stil verzichten. Und das ist auch ein Problem. Der Film verliert sich zu oft in – für Tarantino zwar typische, aber bei einem Film, der so ein riesiges Thema angeht, unpassende – Belanglosigkeiten, die die Story kein bisschen vorantreiben und beim ersten mal vielleicht noch zu unterhalten wissen, aber den Zuschauer jedoch ziemlich unnötig vom Geschehen ablenken. Ich führe mal als Beispiel die Szene in der Kneipe heran, hier verliert sich der Film stellenweise in eine pure Sinnlosigkeit, die der Story erheblich schadet. Alleine schon das Einführen von Figuren, die fünf Minuten später schon wieder getötet werden, war hier ziemlich schlecht. Klar, das ist Tarantino. Ich weiß. Aber hier hat es einfach geschadet. Bei Filmen wie Reservoir Dogs, Jackie Brown, Death Proof, usw. habe ich keinerlei Probleme damit, da diese Filme eigentlich keine wirklich epische Geschichte erzählen, doch bei einem Film, der so eine große Geschichte erzählen will, finde ich es schon ziemlich nervig und deplatziert.




Inglourious Basterds ist für mich ein Film, der etwas ganz großes, nämlich ein Weltkriegswestern, sein will, jedoch im Prinzip eine absolute One Man Show seitens Christoph Waltz ist. Ich weiß, das ist ein hartes Urteil und ich will hier auch kein Tarantino Bashing betreiben, denn das ist mittlerweile genau so sehr mainstream, wie Tarantino-Fanboy zu sein. Ich mag den Mann ja, jedoch kann ich nicht jeden Film von ihm einfach so hinnehmen und schönreden. Inglourious Basterds bietet mir einfach zu wenig. Er hätte das Potential zu einem großen Film gehabt, doch dieses Potential hat er leider nicht ausgeschöpft. Ich könnte als Gegenbeispiel meinen heimlichen Lieblingstarantino, Death Proof, heranführen, der eigentlich die pure Belanglosigkeit ist, aber es schafft, aus diesem kaum bis gar nicht vorhandenen Potential das Maximum, wenn nicht sogar mehr als das, herauszuholen. Das kann Tarantino auch. Er ist ein Regisseur, der es versteht aus wenig viel zu machen. Aber andersrum wohl eher nicht. Ich habe auch Befürchtungen, dass ihm bei Django Unchained das Gleiche wie bei Inglourious Basterds passieren könnte, denn ein Western hat auch enormes Potential für einen großen, denkwürdigen Film, und es wäre schade, wenn er dies nicht ausschöpfen könnte. Ich hoffe mal, dass Tarantino aus seinen Fehlern bei Inglourious Basterds gelernt hat…

Aber Inglourious Basterds ist trotzdem kein schlechter Film. Das wäre zu hart. Die Grundidee und Moral des Films, dass die Magie des Kinos unbesiegbar ist, ist schön und hat mir auch gefallen. Auch als Hommage an Italowestern und Kommandofilme ist Inglourious Basterds recht gelungen, was vor allem am tollen Score liegt, der einfach wie die Faust aufs Auge passt. Aber die Schwächen überwiegen hier einfach. Inglourious Basterds funktioniert als unterhaltsamer Blockbuster sehr gut, doch mehr halt auch nicht. Für einen Regisseur wie Tarantino, dessen Filme eigentlich gerade davon leben, mehr zu sein, als nur normale Filme, ist das dann leider schon ziemlich enttäuschend…


5.5/10




Autor: MacReady

Sonntag, 22. Januar 2012

Kritik: Desperado


1992 schaffte  der damals noch junge und scheinbar frische Regisseure Robert Rodriguez mit seinem Erstling "El Mariachi" den Durchbruch, welchen er übrigens mit einem Budget von geschätzten 7000 Dollar produzierte und wohl einen großen Vertreter des Low-Budgets-Films kreierte, ca. 3 Jahre später folgte dann die (zu erwartende) Fortsetzung (dieses Mal aber mit höherem Budget) "Desperado" alles etwas gigantischer und explosiver, wie gesagt aus dem Jahre 1995, und zweiter Teil von Rodriguez persönlicher "Mariachi"-Triologie.

Die Handlung hierbei bietet nicht allzu viel, recht dünn gehalten, mit den eigentlich klassischen Filmelementen des Westerngenres (welchem Rodriguez hier bekanntlich huldigt), aber alles in allem etwas abstrus, wenn vielleicht auch etwas parodistisch, immerhin auf Story wird hier eh wenig wert gelegt, es geht um große Action, da überrascht der letzte Versuch eines interessanten Plots bzw. einer Wendung auch nicht wirklich: Das Prinzip-Des-Einsamen-Fremden, welcher mit einem Gitarrenkoffer (gefüllt mit lustigen Waffen) in ein Kaff in Mexiko kommt, um dort mit den Mördern seiner Geliebten abzurechnen und dabei kennt er keine Gnade...
´

So wie beim Budget gäbe es hierbei auch Umstellungen in Hinsicht auf die Besetzung, ob zum guten oder schlechten, da sei jeder selbst gefragt, denn wenn man Geld hat, engagiert man Stars (so auch, mehr oder weniger) Antonio Banderas, welcher hierbei den Part des Fremden bzw. El Mariachi mimt. Leider meiner Meinung nach ohne wirkliches Charisma. Irgendwo zwischen gut und schlecht, liegt wohl in der Hinsicht an persönlichen Empfindungen, jedenfalls benötigt Banderas nicht allzu viel Talent um die Rolle darzustellen, er selbst geht in der Rolle des Fremden eigentlich so gesagt in Ordnung, auch wenn man von ihm nichts großes erwarten sollte. Salma Hayek zudem als nettes Anhängsel und Power-Frau Caroline des Films. Und Joaquim de Almeida gut agierend als Bösewicht (und Waffenfreund) Bucho. In weiteren Rollen außerdem noch zu bewundern (wohl dem Budget geschuldet) ein wie immer exzellenter Steve Buscemi und ein bösartig drein grinsender Danny Trejo in einer erneuten Bad-Boy-Rolle, welche ja stets zu ihm passen mögen.


Dieses Mal mit mehr Budget (ca. satte 7 Millionen Dollar dabei), geht Rodriguez keine Kompromisse ein und setzt alles auf Action, Explosionen, Schießereien und noch mehr Action. Sodass man die Story dabei eigentlich gekonnt ignoriert werden könnte, existieren sollte sie dennoch. Es wird geballert und geschossen aus allen Rohren wie es Rodriguez gerne hat. Das allen im wunderbar cartoonesken Stil und interessanten Elementen (auch auf die Handlung bezogen) des klassischen Western, mit all seinen Attributen, gleichzeitig könnte man aber auch meinen Regisseur Rodriguez parodiere genau jene. Alles etwas größer und gewaltiger in Hinsicht auf die Inszenierung, anders als bei seinem fast schon minimalistisch angelegten Erstling, auch wenn 7 Millionen und deren sinnvolle Verwendung in heutigen Maßen auch noch recht gering wirken müssten. In jedem Fall macht er das beste daraus und vergisst zum Glück dabei nicht die ironische und humorvolle Seite seines Werkes, was dem Film dann eine gewisse Leichtigkeit verleiht. So wird das Werk schließlich doch recht unterhaltsam, mit knapper Laufzeit, auch wenn ich da mal über kleine Durchhänger, davon abgesehen, schweigen will. Da mag der Auftritt von Quentin Tarantino schon ein (von Rodriguez interessant angelegtes) Highlight bilden, welcher sich es erstmal genehm macht um gleich darauf seltsame bzw. vielleicht leicht gewöhnungsbedürftigen Scherze zu präsentieren, immerhin schön-schräg. Außerdem noch schick und besonders auf den Vorgänger bezogen hier nun recht sauber gefilmt, in wie gesagt comichafter Optik gehüllt.


Und angereichert mit einem feurigen, fast hitzigen Soundtrack, welcher auch hier passend ausgewählt wurde. Zwar mag das Drehbuch an sich auch nicht immer ideal geschrieben sein, man bedenke einige doch zu konturlose, aber teilweise trotzdem schräg gestalteten Charaktere oder die doch schwache Handlung, dies wird wenigstens wieder durch stark inszenierte Action-Explosions-Szenen wettgemacht.


So bleibt mir dann nur noch zu sagen, dass "Desperado" insgesamt doch ein gelungener zweiter Teil von Rodriguez "Mariachi"-Triologie ist, mit mehr als einer handvoll Action verziert und einer besonders schicken Comic-Optik, mit klar verteilten Schwächen, aber doch sehenswert.



 7 / 10

Autor: Hoffman