»Parking« ist Jean Cocteau gewidmet, einem von Jacques Demys großen Vorbildern, den er mit diesem Film Tribut zollt. Dabei verlegt Demy den Orpheus-Stoff, den Cocteau bereits in den 50er Jahren verfilmt und modernisiert hatte, in die 80er Jahre und liefert damit eine eigene Interpretation des Ganzen ab, die sich aber auch als Hommage an Jean Cocteau versteht. Die erste Szene gehört ganz Orpheus und Eurydice. Er singt ihr ein Chanson, in dem er seine Liebe zu ihr bekundet, was in einem Liebesakt der Beiden endet. Orpheus (Francis Hunter, den Demy als Fehlbesetzung erachtete und für den zunächst unter anderem David Bowie vorgesehen war) ist bei Jacques Demy nun ein motorradfahrender (wobei dieses Element schon bei Cocteau vorkam, dort aber eine andere Verwendung fand) und bisexueller, da Orpheus neben Eurydice auch mit seinem Produzenten zusammenlebt, Sänger und Popstar mit dünnen roten Stirnband, der durch einen Kurzschluss bei den Proben zu seinem Konzert stirbt, in die Unterwelt geführt wird, um dort festzustellen, dass dort ein Fehler unterlaufen ist und er zu den Lebenden zurückkehren darf. Eurydice ist eine japanische Bildhauerin, womit Demy bei der Beziehung von Orpheus und Eurydice auf John Lennon und Yoko Ono anspielt. Nach einem Streit mit Orpheus stirbt sie an einer Überdosis. Daraufhin macht sich Orpheus auf, um sie aus der Unterwelt zu retten.
Natürlich ist dieses Werk von Demy dahingehend auch eine Art origineller Popfilm, der das 80er-Jahre-Klima einfängt, sich dabei aber auch teils verfängt. Der Film mag teils grell erscheinen, auf der anderen Seite aber (für einen Jacques-Demy-Film) auch trist. Das Ganze erscheint fast schon zu brav, da der Film in seinen Ansätzen stecken zu bleiben scheint, denn zu wirklich großen Höhen schwingt sich Demy nie (oder zumindest selten) auf. Der Film läuft mechanisch und schwunglos ab. Ähnlich verhält es sich mit den Liedern von Michel Legrand, die sich nicht entfalten können, was aber wohl auch der Tatsache geschuldet ist, dass Francis Hunter, der die Lieder selbst interpretiert, schlichtweg kein (guter) Sänger ist.
Was aber nichtsdestotrotz diesen Film reizvoll macht, ist wie Demy die Geschichte variiert, wie er als Beispiel die Unterwelt umgestaltet in einzelnen Details. Der Abstieg in die Unterwelt erfolgt im Auto, das sich Etage für Etage weiter in die Tiefe begibt, denn der Eingang zur Unterwelt befindet sich bei Jacques Demy in einem unterirdischen Parkhaus. Die Unterwelt selbst ist dann Ort der kargen weißen Wände und bleichen Gesichtern, während die Farben der Kleidung und Gegenstände beibehalten werden, was für einen schillernden Kontrast sorgt. Der Registration in der Unterwelt erinnert an eine Passkontrolle am Flughafen, Computer werden genutzt um Lebensdaten zu überprüfen und der Hades dieser Unterwelt ist ein fesch in rot und schwarz gekleideter Jean Marais, dem einstigen Orpheus von Jean Cocteau, dessen Rolle hierbei seine erste Kinorolle seit »Eselshaut« aus dem Jahre 1970 (ebenfalls von Jacques Demy) war. Damit wird aus Demys »Parking« also ein immer noch interessantes, dabei straff erzähltes, wenn auch gescheitertes Projekt.
6.0 / 10
Autor: Hoffman
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