Mittwoch, 10. Juni 2015

Jacques Demy Retrospektive #7 - Alte Schinken Edition: Das bedeutendste Ereignis / Die Umstandshose (1973)



Bereits lange bevor Arnold Schwarzenegger schwanger wurde, hatte auch Marcello Mastroianni mit dieser Problematik zu kämpfen. Marco Mazetti (Marcello Mastroianni) ist Fahrschullehrer von Beruf. Er lebt gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin Iréne, einer Friseurin, zusammen. Die zwar unverheiratet, aber einen gemeinsamen Jungen von 8 Jahren haben. Als erstes plagen Marco Kopfschmerzen, dann fühlt er sich nicht wohl beim Theaterbesuch, bei dem Mireille Mathieu einen Gastauftritt hinlegen darf.  Der Arztbesuch, bei einer weiblichen Ärztin, die bei der Untersuchung sich genüsslich eine Zigarette genehmigt, klärt auf: Der Mann ist schwanger und das im vierten Monat! Das kann doch nur ein Witz sein?



Zumindest beruht diese Komödie von Jacques Demy auf einem Witz, den seine Frau Agnés Varda ihm gegenüber während ihrer Schwangerschaft machte und in dem sie ungefähr meinte, dass ein Mann sich gar nicht vorstellen könne, was eine Frau durchmache, da er das nie erleben würde in seinem Leben. Und so kam Demy auf die zu diesem eher harmlosen Film, den er als selbst eine Art Traumvorstellung beschrieb, in dem sich aber auch kleinere Wahrheiten finden lassen würden. Ist diese Schwangerschaft also ein Wunder oder lag es am Essen? Jacques Demy spielt hier mit den Geschlechterrollen, in dem er sie umdreht. Sein Film ist leicht, aber auch seicht und lasch. Der Film ist dabei auch ein Produkt seiner Zeit. Die Klamotten sind bunt und wirken heute kurios. Dabei übt Demy auch eine schräge Art von Konsum- bis Medienkritik, schließlich wird der immer dicker und dicker werdende Marco zum Model eines Modekonzerns für schwangere Männer, der ihn als Mann von Morgen sieht. Die Schwangerschaft von Marco wird zum bedeutendsten Ereignis seit dem Mann auf dem Mond bezeichnet, die Demy zu Beginn in den Film einbaut, während die Credits präsentiert werden.



Ein paar, wenn auch nebensächliche, Spitzen lassen sich auch finden, so die Frage, ob der Papst, jetzt wo die Männer schwanger werden, auch seine Meinung zur Adoption ändert. Darüberhinaus, und neben einer irrsinnigen Tagtraumsequenz, ist dieser Film von Jacques Demy eher flau und bieder geraten, auch wenn die Chemie zwischen Mastroianni und Deneuve stimmt und der Film ein paar putzige Momente bereithält, wie, wenn Mastroianni seinen wachsenden Baum im Spiegel betrachtet oder die Eltern ihrem Sohn erklären müssen, dass Papa nun schwanger ist. Und am Ende bewahrheiten sich die Worte Jacques Demys, denn dann war alles nur heiße Luft, zwar ist ein Kind trotzdem unterwegs, aber das wieder auf den gewohnten Wege (oder in gewohnten Bäuchen).


5.0 / 10


Autor: Hoffman 

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