Im Jahre 1955 erschienen gleich zwei Filme zum fehlgeschlagenen Stauffenberg-Attentat auf Hitler, die sich beide ein Wettrennen lieferten, bei der Frage, welcher Film als erster fertig werden würde. Der eine (»Es geschah am 20. Juli«) stammt von Georg Wilhelm Pabst, der andere (»20. Juli«), eine Arthur-Brauner-Produktion, wurde von Falk Harnack, der in der Zeit des Nationalsozialismus ebenfalls im Widerstand aktiv war, was mir ein nicht unbedeutendes Detail in dieser Angelegenheit erscheint, gedreht. Während Pabst in seinem Film zunächst einen Bombenangriff mit Archivaufnahmen bebildert, zeigt Harnack in seinem Film die Folgen eines solchen Bombenangriffs. Stauffenberg fährt durch Berlin und sieht die Trümmer der Häuser und Menschen, die versuchen die Trümmer beiseite zu schaffen. Es sprechen ihn Leute von der Straße an und fragen, wann endlich Schluss wäre mit dem Krieg, er will Professoren besuchen, die scheinbar bereits abgeholt und ins Konzentrationslager gebracht wurden. Er bekommt gesagt, dass er sich aus all diesen Sachen heraushalten soll. Er fühlt sich wie eine Marionette und weiß, dass nun etwas aus der Mitte heraus passieren muss.
Stauffenberg ist bei Harnack auch eine Figur, die zweifelt, die sich später fragt, was das Attentat für Opfer erfordere, denn sicher wären einige Unschuldige betroffen, doch wäre die Frage, ob man Millionen von Menschen weiter leiden lassen kann für eins, zwei Unschuldige, die das Attentat treffen würde. Ebenso wie Pabst wählte auch Harnack einen eher sachlichen Stil um diese Ereignisse zu schildern, bloß anders als Pabst, der sich eigentlich nur an einer doch letztlich eher trockenen Rekonstruktion des Attentats interessiert zeigte, rückt Harnack seinen Fokus mehr auf die Hintergründe und verschiedenen Motive der Widerstandskämpfer, wo Pabst gerade mal ein schales »Für die Ehre Deutschlands!« bereithielt. Somit weist in dieser Hinsicht Harnacks Film mehr Gehalt auf als der Film von Pabst. Illustriert wird das Ganze dann noch in teils schattenhaften und (im Vergleich zu Pabst) dynamischeren Bildern, in denen die Akteure agieren. Die Mitglieder des Widerstandes werden von der Angst verfolgt jederzeit entdeckt und erwischt zu werden. Sie warten darauf, dass es endlich losgeht. Es ist eine gefährliche Zeit für sie. Die Kriegslage ist schlecht. Viele Offiziere und Generäle wissen, dass der Krieg eigentlich schon verloren ist und alles weitere nur noch sinnloses Sterben ist. Einige von ihnen wollen das nicht mehr ertragen. Sie verhandeln darüber, was man also tun müsse, um Frieden und eine bessere Zukunft zu schaffen. Andere sehen das grausame Töten in den Konzentrationslagern und werden bekehrt. Sie warten die Gelegenheit ab, bis sie wissen, dass sie handeln müssen. Harnack zeigt hier also nachvollziehbar und genau Bestrebungen und Zweifel der Mitglieder des Widerstands und damit ist ihm auch der bessere, da lebendig wirkende, Film zum Thema gelungen.
7.0 / 10
Autor: Hoffman
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