Freitag, 24. Juli 2015

Duell an der mexikanischen Grenze - Kritik: Ausgelöscht - Extreme Prejudice (1987)




»You know, Jack. I got a feeling the next time we run into each other, we gonna have a killin'. Just a feeling.« - Walter Hill ist mal wieder auf den Pfaden seines Lehrmeisters Peckinpah und dessen ruppiger Art. Zum Sonnenuntergang gibt es Jerry Goldsmiths feurigen Score, der ansonsten eher einen zurückhaltenden Ton innehat. Einmal mehr also verfrachtet Hill den Westernstoff seines Meisters in die liebenswerten 80er Jahre, an die Grenze zwischen Texas und Mexiko und in einen Konflikt von zwei Kontrahenten. Es ist ein irgendwie liebenswerter Genrevertreter, mit kaffähnlichen Gebieten und Grenzstädten, einer hitzigem, wüstenartigen und kantigem Umgebung, voller Gräser, Berge und attraktiv aufwirbelnden Staub. Das ist eine tolle Kulisse. Dazu reduziert Hill die Defizite des Genres, in dem er Handlung und Figuren so einfach wie möglich hält und fokussiert sich damit ganz und gar auf seine Action, bei der er sich austobt. Die Geschichte von ehemaligen Freunden, die zu Feinden wurden, und eine Frau zwischen zwei Männern, ist ein Klischee, in diesem Fall aber auch ein angenehmes Klischee. Es geht um einen Gesetzloser (Powes Boothe) und einen Gesetzeshüter (abgeklärt: Nick Nolte). Sie wollen Freunde sein, können aber nicht. Der eine will den anderen für sich kaufen, der andere mahnt ihn, er trägt den Sheriffsstern. Der wiederum bittet ihn aus seinem Geschäft (= Drogen) auszusteigen, doch der meint, er könne nicht aussteigen. Es kommt zum offenen Bruch.




Faszinierend ist hierbei, wie Hill so langsam die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen lässt und damit in Frage stellt - als eine Frage von Moral und Wertung. Beide Figuren verfügen jeweils über besondere Charakteristiken, die beide als Widersprüche zueinander zeichnen, wie aggressiv (Boothe) und passiv (Nolte) oder korrupt und pflichtbewusst. Vornehmlich Nolte bildet dabei auch die exakte Reflexion eines modernen Cowboys, sowohl verbissen, als auch wortkarg, unerbittlich und mit Cowboyhut als Symbol für den Gesetzeshüter ausgestattet. Temperamentvoll und fieberhaft von Hill inszeniert, mit einem Spritzer trockenem Humor und einem massiven Anteil an rasanten Schusswechseln ausgestattet, mit einer bleihaltigen Einfachheit erzählt, getrieben außerdem noch von süffisanten Dialogen und Beziehungsspannungen. Eine zweiten Handlungsstrang bietet Hills Werk dann noch durch eine (totgeglaubte) Eliteeinheit (unter dem Kommando von Michael Ironside) an, die dann aber auch (wie vieles hier) eher nur Mittel zum Zweck wird, als eine theoretisch konstruierte Basis um die (eigentliche) Handlung zu entfalten. Letztlich interessiert das dann aber nur wenig, wenn Hill im blutigen Showdown sein Werk in einem offensiven Feuerwerk von Blei, Kugeln, herben Shootouts und unübersehbaren Peckinpahzitaten (u.a. The Wild Bunch), plus klassischen Mann-gegen-Mann-Duell, münden lässt. Eine kurze und kurzweilige Peckinpahhommage, mehr will Hills Film gar nicht sein und das gelingt ihm in diesem Rahmen doch vorzüglich.


6.5 / 10

Autor: Hoffman

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