Mittwoch, 19. August 2015

Vor Rambo, da gab es Jack - Klassiker der Extraklasse: Einsam sind die Tapferen (1961)



»Wenn du noch so weitermachst kommst du als Cowboy wahrscheinlich noch in ein Museum.« - Die ersten Bilder vermitteln noch einmal ein romantisiertes Bild des Westerns mit seinen Helden und ihrem treuen Gefährten, einem Pferd, in der wilden Prärie. Binnen Sekunden später sieht sich dieser Idealismus mit konfrontiert der Moderne, Düsenjets fliegen über den Horizont. Die Zeit der Helden ist vorbei. Das ist kein Western im klassischen Sinne, das ist nur ein Neowestern, in dem Kirk Douglas als Cowboy noch einmal Don Quijote seiner Zunft geben darf, einen leibhaftigen Cowboy wie er im Buche steht und dessen Name Jack lautet. Es ist fast wie ein Abgesang auf diese alten Zeiten. Er ist ein Mann mit seinen eigenen Regeln und Gesetzen, für den die Freiheit alles bedeutet. Doch die Zeiten haben sich geändert, die Industrialisierung hielt Einzug in der Gesellschaft. Nun dominieren Straßen, Autos und feste Regeln mit festen Wegen und Besitz. Der Wind hat sich gedreht, doch er, nein er will sich nicht anpassen. Er ist ein Sturkopf, aber auch ein sympathischer, wenn wir es so betrachten auch wegen Douglas energischer und kerniger Performance, gefüllt mit Temperament und Enthusiasmus. Er ist und bleibt ein rebellischer Cowboy, wie ein Mann aus vergangenen Tagen und das enthüllt den Widerspruch im Bild selbst: Dieses Bild des Cowboys in der Moderne, in Haus und Küche, mutet dabei fast ironisch an. Man könnte sagen geradezu gewöhnungsbedürftig. Es sind hier zwei verschiedene Weltbilder, die aufeinanderprallen und die nicht passen wollen.



David Miller arbeitet hierbei eigentlich schon im Jahre 1962 die Prämisse für den Stallonekultfilm »Rambo« heraus, bloß wo der eben rabiater ist, ist Miller differenzierter und präziser. Den gewalttätigen Wärter (in diesem Fall der böse George Kennedy) gibt´s auch, hier wird angedeutet, bei »Rambo« explizit konfrontiert. So übernimmt Miller hier auch dramaturgische Kniffe eines Western und verzichtet dabei in Ansätzen nicht mal auf einen Schuss trockenen Humor. Die Ausgangssituation ist schnell erklärt, aber hintergründig geschrieben von Dalton Trumbo: Vom Cowboy, der einen Freund befreien möchte, sich selbst dafür einbuchten lässt - durch eine gewollte Provokation - um mit seinem Freund zu fliehen. Doch der zweifelt, der hat Frau und Sohn. Das Risiko bei der Flucht ist zu groß - nun hat er ihn überholt, denn er ist vernünftig geworden, so Jack selbst. Denn er tut es für seine Lieben, die ihm vertrauen. Doch für Jack ist es zu spät. Er ist und bleibt ein markanter Einzelgänger. Da besteht keine Hoffnung auf Errettung, da hilft nicht mal Gena Rowlands als Stimme der Vernunft. Ja, dieser Jack ist schon ein schwieriger und sturer Charakter, ein Individualist.



Nicht jede seine Handlungen findet vielleicht Anklang und ist logisch und mag nachvollziehbar sein, das lässt sich aber stets insofern bestärken, dass er ein eigenwilliges Geschöpf ist mit eigenen Methoden, deren Werte er auch vertritt. Besonders im Gefängnis werden diese Ideale der Freiheit umso deutlicher, denn wie er selbst meint, er würde es nicht in einer Zelle überleben. Es entspricht nicht seiner Natur. Wo wir also gerade bei der Natur angelangt sind, wäre es wohl passend auch über diese kurze Worte zu verlieren oder vielmehr über die kraftvolle Kamera und die dynamischen Bilder, die sie erzeugt. Den Score liefert dazu Jerry Goldsmith höchstpersönlich (wie er es auch später in dem Stallonestreifen tat) mit musikalischen Klängen wie aus alten Tagen. Goldsmith vereint dabei sowohl Heldenmut als auch Melancholie in der Musik und bringt sie in ein Zusammenspiel mit den Bildern. Nach dem Ausbruch folgt also nun die erneute Vereinigung mit der Natur. Es folgt die Flucht über die Berge, hinterher jagt ein wohl überlegter Walter Matthau. Hindernisse müssen gemeistert werden, Kompromisse gemacht werden, doch trennen kann er sich nicht. Letztlich ist sein Schicksal tragische und zugleich bittere Ironie. Es ist der aussichtlose Kampf des Individums, der Kampf gegen die Windmühlen. Der Außenseiter, der nicht (mehr) in das System passt und damit ausgemustert wird. Dieser Film ist wohl ein konsequenter und zeitloser Abgesang auf all das.



8.0 / 10

Autor: Hoffman

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen