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Mittwoch, 19. März 2014

Do you look now?! - Kritik: Puffball (2007)



Der vorerst letzte Film von Nicolas Roeg ist ein recht bizarres Werk. Inmitten der Wälder Irlands renoviert die Architektin Liffey ein altes Landhaus, dessen frühere Besitzer mittlerweile nebenan wohnen, und wird unerwarteterweise schwanger. Jedoch scheinen sich die alten Besitzer(-innen) ebenfalls nach Nachwuchs - einem Jungen, nachdem es zuvor nur Töchter waren - zu sehnen und projizieren ihre Enttäuschung auf Liffey und wollen ihr durch den Einsatz von Voodoo und Schamanismus das Kind stehlen. (Obwohl feststeht, dass sie ein Mädchen bekommen wird) Zugegeben, Roeg geht dabei sehr konfus vor. Könnte man in den ersten Minuten noch einen klassischen Haunted-House-Grusler erwarten, entzieht sich Roeg all dem, in dem er immer wieder Symbole, die sich eindeutig auf Gebären und Fortpflanzung beziehen, einbringt, seinem Film keine klare Linie gibt und immer wieder, ohne dies irgendwie "anzukündigen" einen Blick in Liffeys Unterleib, wo der Fötus heranwächst, gewährt. Letzteres erinnert im nachhinein sogar an die Animationen aus "The Tree of Life", was zusätzliche Deutungsmöglichkeiten zulässt. Allerdings positioniert sich der Film gleichzeitig nie zu hundert Prozent, weshalb es bis zum Ende offen steht, ob all die Zaubertränke, Voodoopuppen und Rituale wirklich einen Einfluss auf Liffeys Schwangerschaft haben. Es erscheint sogar wahrscheinlicher, dass Liffey "nur" Angst davor hat, Mutter zu werden, obgleich die Gewissheit, dass bestimmte Leute ihre Schwangerschaft beenden wollen, diese Angst natürlich nur noch verstärkt.

Roegs Inszenierung erinnert dabei an seinen Klassiker "Don't look now" und trägt dazu bei, dass all das nicht in die Hose geht, denn abgesehen von den visuellen Einschüben werden auch die Figuren nicht wirklich tiefer beleuchtet. Ein gutes Beispiel dafür ist die Rolle von Donald Sutherland, dessen Auftritt den Vergleich mit "Don't look now" fast schon aufzwängt: Es bleibt im Endeffekt offen, was er weiß, inwieweit er etwas mit dem Ganzen zu tun hat und was er denn überhaupt vorhat. Aber das ist irgendwie auch die Stärke von "Puffball", dass man nie weiß, was wirklich los ist. Sehen bedeutet halt nicht immer verstehen.

7.0/10

Autor: MacReady

Mittwoch, 28. März 2012

Klassiker der Extraklasse: Wenn die Gondeln Trauer tragen


Vorlage: Eine Kurzgeschichte von Daphne du Maurier. Dazu die Gassen von Venedig, die Mystik der Stadt als Kulisse. Man hörtet die Glocken leuten. Und doch fragt man sich: Warum tragen Gondeln Trauer? Doch ich bitte jetzt nicht zu schauen. Denn Visionen zeigen die Wahrheit und es wird kontrovers. Denn wovon wir hierbei reden ist "Wenn die Gondeln Trauer tragen" von Nicolas Roeg aus dem Jahre 1973, bis heute besonders berüchtigt wegen jenem Verschmelzungsakt von seinen beiden Hauptakteuren, der dem Schein nach nicht mal gespielt sein soll. Provokanter Stoff. Neben der explizit und nahezu symbolisch zunehmenden Sexszene beinhaltet der Film selbstredend mehr, weitaus mehr. Eine Reise und gleichzeitig ein Psychotrip, in der die Farbe »Rot« dominiert und uns den Alptraum der vergangenen Schatten zeigt.


Man zeigt die Reise ins Reich der Toten und Illusionen. Die Parapsychologie ist allseits präsent und unter schaurigen Symbolen beginnt man zu verstehen. Roeg spielt spielt insofern nahezu mit den Erwartungen der Zuschauer - man selbst spekuliert, wie der Film münden wird - um letztlich seine Auflösung des Films schockierender zu präsentieren als man es je vermutet hätte, sodass einem der kalte Schauer über den Rücken läuft und die Gänsehaut spürbar ist, unvorhersehbar und brillant ausgeklügelt, so meinerseits. Und schon zu Beginn enthüllt uns Roeg das Unheil seiner Geschichte mit einer mitunter famos gezeigten Symbolik (ein Paradebeispiel), das fesselt wie fasziniert. Der Tod der eigenen Tochter durch einen Unfall, so geht es dem Eheparr John und Laura Baxter. Man könnte meinen, man hätte es vorhersehen müssen. Was zählt ist die Farbe »Rot«, der rote Regenmantel der Tochter wird zur Scherbe der Vergangenheit und gleichzeitig zum Symbol der Tragik, die Roeg in seiner Konsequenz ansteuert. In Venedig dann, der Stadt der Gondeln und fallenden Engel begegnet man dann zwei seltsam gesinnten Schwestern (unheimlich: Hilary Mason & Clelia Matania), welche behaupten Kontakt zu der verstorbenen Tochter zu haben, der erneute Beginn eines leibhaftigen Alptraums, in denen Hauptrollen - perfekt besetzt - mit dem grandiosen Gespann Julie Christie und Donald Sutherland, beide auf höchster Ebene faszinierend und stark spielend, als John und Laura Baxter, die in Venedig insofern auch Zeugen seltsamer und unheimlicher Vorfälle werden. So erlebt man einen Zog der Mysterien, es kommt zu surrealistisch angehauchten Sequenzen und letztlich überzeugt der Film, trotz seiner gemächlichen Erzählung, gerade durch seine subtil-bedrohliche Grundstimmung, welche vielleicht noch bis zum überragenden Finale wächst. Immer mit kleinen Fährten, Einschüben und allzu sehr geliebten Gänsehautmomenten bereit man Spannung perfekt auf, eben typisch »Old-School«, hervorstechend dabei stets die fantastischen und intensiv gefilmten Schockmomente, was bei solchen Filmen fast nach einer Heiligsprechung verlangt.


Stilvoll inszeniert man zudem die makaber erscheinenden Unfälle, hierbei auch mit leicht-altmodischen, aber liebenswürdigen Grusel-Touch zeigt sich die Kulisse der Stadt Venedig als großes Nest jedmöglicher Symbole - faszinierend dargeboten, von Flügeln über Staturen und selbst die Brücken finden ihren mysteriösen Einsatz und selbst das kleinste Detail führt letztlich zur insofern auch bedrückenden, aber konsequenten Wendung des Films. Weiterhin gewinnt die Bildsprache an sich, wie mehrfach bereits vergöttert, hierbei eine weitere besondere Bedeutung, hierbei sei die Farbgebung im Kontext eines blutroten Gewandes erwähnt und so umgibt diesen Film doch eine erstaunlich mysteriöse und zugleich verstörende wie auch beängstigende Atmosphäre, zudem angereichert mit einer ambivalent gehaltenen Bildersprache. Daher prägt den Film zudem auch eine gewisse Schönheit, ein gar verwirrendes Gefühl und letztlich fühlt man sich doch hilflos gefangen, während die Glocken Venedigs leuten und die Gondeln Trauer tragen. Letztlich ein schauriges Glanzstück des mysteriösen Kinos, vergoldet mit bedrohlich-edler Symbolik.



                                                8.0 / 10

Autor: Hoffman