„Radiance
that floods the screen...and warms the heart!“
Schon die Eröffnungskamerafahrt quer durch luftige Höhen der
Alpen bis zum Zoom gen Julie Andrews ist atemberaubend. Einschlägigen Quellen
zufolge konnte sie sich bei deren Dreh kaum auf den Beinen halten, sobald der
Helikopter (Kamerastandort) ihr zunahe kam.
Es folgt der erste von zahlreichen grandiosen Songs – nur
bei der der ROCKY HORROR PICTURE SHOW kenne ich eine vergleichbare Anzahl an
Hits - , die meisten werden erneut aufgenommen (Reprise), doch dazu
später.
Maria (entzückend! J. Andrews) passt nicht wirklich zu den
Nonnen ihres Salzburger Klosters und wird als neue Gouvernante zur Familie von
Trapp beordert, bestehend aus dem Kapitänswitwer (Christopher Plummer) und
seinen sieben Kindern (toll! allesamt!). Zu Anfangs herrscht in dem Anwesen
noch feste Disziplin, der Tod der Mutter hat eine bleibende Lücke im
Familiengefüge hinterlassen, doch schon nach kurzer Zeit bringt Maria etwas
zurück, was lange als vergessen galt: die simplen Freuden der Musik.
Hierzulande noch immer verblüffend unbekannt, genießt THE
SOUND OF MUSIC weltweit einen Status als Kultmusical. Inflationsbereinigt ist
es der fünfterfolgreichste Film und doch ist das Edelweiß nur wenigen ein
Begriff. Wie kommts? Ursprünglich wurden alle Kriegsbezüge sowie der komplette
zweite Akt, der den Anschluss Österreichs zu Zeiten des Nationalsozialismus
stärker in den Fokus rückt, entfernt. Das Kriegstrauma schien wohl noch zu
aktuell. Es mag nicht verwundern, dass vor allem Amerikaner zu einer
unbefangenen Rezeption des Stoffes fähig sind. Außerdem besaß Österreich zum
Veröffentlichungszeitpunkt bereits zwei nationale Filmschätze, die sich mit der
von Trapp-Familie beschäftigen und das Broadway-Musical inspirierten, aus dem
dann die 1965er Version entstand, die vielleicht historisch nicht ganz akkurat
sein mag (Die Flucht außerhalb der Landesgrenzen erfolgte bspw. Richtung
Italien und nicht in die Schweiz). Who the hell cares?
Solch einer Farbenpracht und Spielfreude kann man sicht nur
schwer entziehen, auch wenn – und das sollte jeder Rezipient für sich
entscheiden – man der Ansicht sei, der Kitsch überwiege und die Heiterkeit
wirke geradezu enervierend. Man mag zu der vorsichtigen Ansicht gelangen: Nie
war Julie Andrews besser. Auch nicht in ihrer wohl populärsten Rolle, die des
Kindermädchens (!) Mary Poppins, die letztendlich zur Erziehung des Vaters in die
Familie Banks eintrat. THE SOUND OF MUSIC besitzt zudem weniger, eigentlich gar
keine Abnutzungserscheinungen als eben genannter. Sollte Andrews nicht schon
1964 den Oscar erhalten haben und sollten beide Rollen flüchtig betrachtet
starke Parallelen aufweisen, so hätte sie ihn hierfür erhalten müssen.
Abgeräumt hat TSOM dann gleich fünfmal (einschließlich bester Film), aber ich
will nicht andeuten, solch ein amerikanischer Filmpreis hätte irgendeine Qualitätsbedeutung.
„When you
know the notes to sing, you can sing most any thing.“ Wenn letzten Endes
die Sehnsucht besteht, selber zu den Schauplätzen um Salzburg zu reisen, wenn
man bei jedem Lied nonchalant mit einstimmen möchte, wenn man der Familie Trapp
voll und ganz wünscht, ihre Flucht vor den bedrohlichen Anhängern des NS möge
um jeden Preis gelingen, wenn THE SOUND OF MUSIC zu den eigenen Olymp der
Lieblingsmusical gezählt werden und man ein baldiges Wiedersehen mit der
luftigen Szenerie kaum noch abwarten kann, dann steht unweigerlich fest: Die
Musik hat ins Herz Einzug gehalten.
9/10
Autor: DeDavid
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