Dienstag, 8. Mai 2012

Romeros wegweisender Eckpfeiler des Zombiefilms - Klassiker der Extraklasse: Die Nacht der lebenden Toten



»Barbara - They´re coming for you.« - Auch auf die Gefahr hin, dass dieses Verfahren nun von vielen als unkonventionell verschrien wird, obgleich ich das eigentlich positiv deuten würde, so forsche ich weiter im Zombiegenre. Nach so großen Erfolgen wie des wertvollen »Dawn of the Dead«, der den modernen Zombie weit verbreitete und viele Nachahmer darin fand. Gehen wir also nun noch einen Schritt zurück. Etwa ins Jahre 1968, aus dem folgender Film stammt. Doch zunächst heißt es wieder definieren, wir definieren: Den Zombie. Im klassischen Stile. Frei nach dem Duden ist jener als Toter zu bezeichnen, der meist durch spirituelle Kräfte zum Leben erweckt wird, das heißt durch etwa Magie, Zauber, so wie ähnlichen Hokuspokus und daraufhin als seelenloser Sklave seines Magiers oder Herrschers gilt. Vodoo allseits. Dies spiegelte sich auch bis dato in vielem Filmen ideal wieder, als Beispiel Jacques Touneurs »I walked with a Zombie«. Doch dann kam er, George A. Romero. Er definierte neu und setzte vollkommen neue Maßstäbe, die im heutigen Zombiemilieu kaum weg denkbar wären. Er definierte den Zombie auf eine völlig neue Art: Als einen von den Untoten auferstandenen, die dennoch hierbei noch die Formen des Menschen bewahren, ganz standardtypisch. Denen, die es nach Blut dürstet. Langsam, aber ohne Gnade. Ein völlig neuer Schrecken. Jeder kennt ihn, zumindest den Titel. Der Zombie der Neuzeit, ohne ihn gäbe es weder Boyle noch Fulci und ihre Variationen. also ihre Filme, damit wir uns nicht falsch verstehen. Und durch sein Debüt wurde George A. Romero die Legende des Zombiefilms und schon wären wir beim Thema: Night of the Living Dead.



In der Romero seine neue Gattung des Zombies auf den noch ahnungslosen Zuschauer loslässt. Er lässt die Zombies erstmal nach seinem Ermessen tanzen und zeigt sich als meisterhafter Marionettenspieler seiner Puppen. Welche Romero auch hier zunächst als symbolisches Mittel benutzt, um damit die Ausgeschlossenen und die Minderheitengruppen der Gesellschaft zu repräsentieren, die sich wie auf den Schlag einer Naturgewalt allzu plötzlich vermehren und die unterdrückte Angst der Menschen wächst. Wie ich Romero für seine Symbolik liebe! Wobei dieser Vorgang so auch gleichzeitig eine Parabel über Rassismus aufzeigt und die Seiten kritisch in Hinsicht der Diskriminierung seitens Außenständigen und Ausgestoßenen aufzeigt. Dabei beginnt Romero, dort wo im späteren Verlaufe der Filmgeschichte, so gut wie jeder Zombiefilm seinen Ausgangspunkt findet: Auf einem Friedhof. Mit Gräbern und Unheil. Es wird spöttisch verhöhnt und noch scheint die Welt ohne Probleme. Doch es beginnt abrupt und ohne Vorwarnung. Dazu zwei wunderbar überspitzte, spießig wirkende Hauptprotagonisten (zwei Geschwister - eines von ihnen Barbara), wobei Romero wie auch in späteren Filmen die Frau emanzipiert, was sich auch im besonderen im letzten Gefecht des Films aufzeigt, um von spöttischen Gelächter, dies mit gekonnt-gruseligen Unterton, zum erahnten Grauen greift und die Flucht beginnt. Zuflucht in einem einfachem Farmerhaus. Recht schlicht eingerichtet, dennoch mit allgegenwärtig notwendigen Gegenständen ausgestattet - schick. Viel gilt es hierbei zu erfassen, denn größtenteils wäre »Night of the Living Dead« so auch als Kammerspiel zu bezeichnen, in denen Romero besonders die Angst, Hilflosigkeit und Isolation seiner Protagonisten beschreibt. Im Äußeren, in der finsteren Nacht, diese uns fremden Wesen und der Mensch selbst innen drinnen gefangen wie auch ratlos. Die einzige Kommunikation, die Rat weiß: Radio und Fernsehen. Von dort wird gelernt und man beginnt zu verstehen. Es wird frisch definiert wie erklärt. Und ironischerweise zeigt Romero auf, dass der wahre Überlebenskampf nicht draußen - vor den Toren und bei den Zombies - tobt. Sondern im Inneren der Gesellschaft, welche Romero hierbei äußerst deutlich im zeitlichen Kontext reflektiert und so eine gewisse Dynamik zwischen den Charakteren aufzeigt. Welche an sich wiederum stereotypische wie auch klischeehafte Abbilder der Gesellschaft bilden, die Romero hierbei aber auch satirisch beleuchtet und so eine gewisse Selbstzerfleischung zwischen ihnen aufzeigt, in Form von Anfeindungen und Konflikten. Die Verzweiflung dieser Charaktere spürbar, aber auch dabei lässt Romero nicht von seiner hintergründig angelegten Rassismuskritik ab. Wobei Romero jenen Chancen einräumt, welche sich auf die menschlichen Instinkte besinnen und trotzdem mit bedacht agieren, obgleich Romero besonders in seiner letzten Konsequenz nochmal eine pure Gewalt an gesalzener Sozial-und Gesellschaftskritik beweist. Bitterböse. Wenn man letztlich selbst der Ausgeschlossene der Gesellschaft ist, durch sein Überleben. Auch wenn Romero auf bösartigste Weise, dass perfekte Familienbild bloß stellt und im Zuge des durchaus perfiden Untertons zerbrechen lässt. Romero halt. Und der Zusammenhalt derer förmlich im wörtlichen Sinne erstochen wird - mit etwaiger Referenz? Wer weiß. So erzeugt Romero eine sich immer weiter zuspitzende Spannung. Stilistisch dann mitsamt seinen Licht- und Schattenspielen besticht er, ganz im Stile des deutschen Expressionismus. Außerdem selbstredend absolut minimalistisch inszeniert, dennoch sehr präzise und in Hinsicht des wirklich geringen Budgets von erstaunlicher Nachwirkung, wobei Romeros Erzählstil auf mich noch leicht konventionell wirkte im Vergleich zu späteren Werken, dennoch die Brechung ist vorhanden und mich faszinierte dies - nächsten Schritt dieser Entwicklung tat er ja dann in »Dawn of the Dead«. Die Kamera liefert dokumentarische Bilder und erzeugt zugleich atmosphärischen Charme, welcher diese Isolation und Hilflosigkeit des weiteren exzellent erneut glaubwürdig abzeichnet, unheimlich und spannend vom Score untermalt, welcher zusätzlich die Dramatik und die Tragik des Ganzen in einer verbundenen Form steigert.




Ja, dabei thematisiert Romero aber auch gleichzeitig noch hintergründig wie gesagt die zeitlichen Probleme und hier im besonderen die Missstände, als anderes kritisches Beispiel seinerseits wird demnach auch der Vietnamkrieg beleuchtet. Und so setzt er sich auch kritisch mit der amerikanischen Regierung auseinander und deren Methoden der Konfliktlösung. Grandios, dieser Romero. Selbst bei seinem Debüt und mit diesem Mitteln, den einfachsten. Und wieder bleibt es doch erstaunlich inwieweit Romero das Angesicht des Zombies definierte und nach seinen Belieben änderte. Wäre jener in heutiger Zeit überhaupt noch wegzudenken? Sicher wir wären um vieles befreit, aber doch genauso um so vieles ärmer, das mag zwar abgedroschen klingen, doch bitte ich zu bedenken: Was wären Zombies ohne den geliebten George A. Romero? Und wir? Ohne den Zombie, den wir alle liebten, dieses langsam laufende, blutrünstige und hirntote Stück Leiche. In jedem Fall sollte klar sein, dass Romeros Debüt »Night of the Living Dead«, die Welt des Zombiegenre vom Aufbau vollkommen veränderte und das macht diesen Film, neben seiner hintergründigen Symbolik und seiner minimalistischen Umsetzung, heute noch zu einem mehr als bedeutenden Stück Zelluloid.



8.0 / 10

Autor: Hoffman

4 Kommentare:

  1. Den Romero sollte ich mir vielleicht auch mal anschauen ;) Aber ich weiss wohl jetzt schon, das mir seine Vorstellung von Filmen weniger gefällt, als dir.

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  2. Purer Gesellschaftskritiker der George, was Verhoeven mit Sci-Fi reflektierte machte der George mit Zombies. Und ist mir wohl stark bewusst. ;-)
    Kommt halt auch auf die Erwartungshaltung an, insofern würde ich eher ein hintergründiges Kammerspiel erwarten, als ein Blutgemetzel. Trotzdem bitterböse dabei das Ende und wenn man sich bewusst macht, dass es das erste Auftreten diesen "neuen" Zombies war, wird das schon irgendwie gehen. Wenigstens hier keine Schnittfassung, nur ne Farbfassung mit wie man mir sagte schrecklicher Farbgebung.^^

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  3. "[...]wird das schon irgendwie gehen", du meinst also, das ich es wagen sollte? Mhmm, in geraumer Zeit könnt man das bestimmt irgendwie einrichten.

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    1. Das meinte ich eigentlich nicht so.^^
      Auch wenn ich der festen Überzeugung bin, dass man solch einen Film rein aus Interese des Mediums Willen allein mal anschauen sollte. Dennoch spielt dabei wie gesagt ein wichtiger Faktor, was man davon überhaupt erwartet. Wobei die Frage hierbei gestellt wäre?
      Und man natürlich meine beschriebenen Attribute berücksichtigen sollte, bei Cravens HILS HAVE EYES (nur im O-Ton btw!) sehe ich zumindest noch weniger Hoffung auf große Faszination deinerseits wie auch insgesamt bei der heutigen Popkultur. Also so zu sagen mit kleinem Warnschildchen. Aber naja man sollte erstmal Lust drauf haben und das ist das Wichtigste, zunächst. :)

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