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Mittwoch, 15. Juni 2016

Come fly with me - Kritik: Catch me if you can (2002)



Zwar handelt Steven Spielbergs »Catch me if you can« von Jäger und Gejagten (und sein Protagonist wird an einer Stelle als ein James Bond der Lüfte bezeichnet, an anderer Stelle sogar »Goldfinger« zitiert), aber nichtsdestotrotz wird sein Film nicht von Hektik bestimmt, sondern stellt im Grunde gediegenes und damit fraglos geradezu altmodisches Erzählkino dar, das eher entspannend scheint. Das heißt aber nicht, dass Spielbergs Film eben kein Film ist, der die Bewegung sucht, denn genau das tut er. Die Inszenierung bleibt betrieblich, immer auf der Suche, versucht zu erfassen, versucht in gewisser Weise auch durch ihr äußeres Umrunden der Figuren sie zu erforschen. Aber es ist des weiteren ein Film, der sich - wie soll man es anders formulieren? - Zeit nimmt, um seine lockere und auf unglaublichen Tatsachen beruhende Geschichte auszubreiten. Es ist das Spiel des Lebens, das Spiel um Gewinn und Verlust, von dem Spielberg erzählt. Und gleichzeitig kann sein Film auch irgendwie als ein ironischer Bruch mit dem American Way of Life gelesen werden. Es ist im Grunde eine typische Aufstiegs- und Fallgeschichte, die aus zwei Perspektiven erzählt, vom Jäger und dem Gejagten, die Beide, trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten etwas verbindet. Beide sind sie einsame Männer, die ihre Familie und Liebe hinter sich gelassen haben, der eine für die Flucht, der andere für die Suche, und die zu jedem Weihnachtsabend gemeinsam einsam sind.



Spielbergs Werk ist ein mit Leichtigkeit arrangierter Film, der in ein nostalgisch-warmes Licht getaucht ist, das durch die Fenster in die Welt der Protagonisten hineindringt, sodass in den Bildern ein illusionärer Zauber liegt. Denn Spielbergs Film ist natürlich auch ein Werk über Schein und Sein, Wahrheit und Lügen, mit denen es sich für seinen Protagonisten Frank Abagnale jr. leichter leben lässt. Spielberg nimmt sich Zeit, um diesen Protagonisten geschmeidig zu etablieren. Er zeigt Empfindsamkeit gegenüber seinen Figuren. Sein Fokus liegt - wie so oft - auf der Familie. Durch diesen Schlüssel betritt Spielberg diese Welt seines Films. Der junge Frank bewundert seinen Vater (Christopher Walken), der selbst ein charmanter Ganove ist, die Maus, die die Milch versucht zu Butter zu machen. Doch die Familie zerbricht und das ist der Auslöser für Frank zu fliehen, weil er es nicht akzeptieren kann. Er flüchtet sich in die Welt des Scheins und legt sich folglich eine andere Identität zu. Er ist ein verlorener Junge, der seinen Ängsten, seiner Identität versucht auszuweichen, sich im Schein in Sicherheit fühlt. Am Ende sehnt er sich aber auch nach nichts anderem als nach einer Familie, zu der er gehören kann. Auf der anderen Seite steht der pedantisch-tollpatschige Carl Hanratty (Tom Hanks), der seine Familie für seinen Beruf bereits hinter sich gelassen hat, sich aber sich trotzdem nicht von ihr trennen kann (er trägt seinen Ehering immer noch, trotz der Tatsache, dass er geschieden ist). Es liegt dabei eine gewisse Naivität und lockere Fröhlichkeit in der Betrachtung dieses Stoffes, der nie zu schwer wird, sondern sich eben ganz und gar nonchalant entwickelt. Spielbergs Film ist schlussendlich ein gemächliches und kurzweiliges Katz-und Mausspiel, eine illustre Schnitzeljagd, elegantes Stilkino, ein sanft-liebenswertes und warmherziges Ganovenstück, das eine ehrliche Sympathie für seine beiden Protagonisten hegt.



7.0 / 10

Autor: Hoffman

Donnerstag, 24. Januar 2013

Freiheit durch Blut - Klassiker der Extraklasse: Badlands (1973)





"Hi, I'm Kit. I'm not keeping you from anything important am I?" - "No"

Ja, so kann es manchmal gehen. (Ein junger) Man(n) trifft ein Mädchen. Beide ziemliche Aussenseiter irgendwo im nirgendwo der amerikanischen Badlands. Sie verlieben sich. Hauen zusammen aus ihrem verschlafenen Heimatnest ab - natürlich nicht, ohne davor des Mädchens Vater zu töten - und ziehen auf ihrer Flucht eine ziemlich rote Blutspur durch die Badlands, bis die Flucht des Liebespaares durch die Hüter des Gesetztes (zum Glück?) ein Ende findet. Punkt. Aus. Ende. Abspann. "Danke für's zusehen!"

Ja, so könnte man Terrence Malicks Erstling recht präzise zusammenfassen. Man könnte auch noch die hervorragende Inszenierung des damaligen Regieneulings Malick loben sowie das Spiel der beiden Hauptdarsteller, Martin Sheen und Sissy Spacek. 

Ja, das könnte man so machen, man könnte "Badlands" einfach als schön anzusehendes, blutiges und irgendwie unromantisches Roadmovie zu den Akten legen.




Oder, man könnte sich auch fragen, was Herr Malick einem denn mit seinem hübsch anzusehenden Film sagen möchte. "Warum macht dieser Mensch so einen Film? Gab doch auch schon damals genügend bonnie-and-clydeeske Filme."

Ja, dann wäre man schon mal auf dem richtigen Weg, den Wert dieses Meisterwerks zu entdecken. Denn "Badlands" entpuppt sich bei genauerem und mehrfachen Hinsehen als weit mehr, als nur eine schön tragische Lovestory im Hinterland Amerikas. 

Nein, "Badlands" ist weitaus mehr. Malick hat hier ein faszinierendes Werk abgeliefert, das - wie oben mehrfach erwähnt- eigentlich auf einer ziemlich simplen, ja fast schon verbrauchten, Idee aufbaut, aber dennoch eine höchst interessante (Charakter-)Studie ist, und zurecht Kult wurde. Oft kopiert, aber (wahrscheinlich) noch immer unerreicht. (Anmerkung: "True Romance" nie gesehen.)

Malick zeigt zwei Protagonisten, mit denen sich der Zuschauer nicht identifizieren soll. Eine rührende Lovestory sucht man hier vergebens. Martin Sheen verkörpert den absoluten Unsympathen, der sich für den Allergrößten hält, und das auch raushängen lässt. Sissy Spacek dagegen ist das scheinbar brave Mädchen aus wohlbehütetem Elternhaus, doch auch sie lässt das alles mehr oder weniger über sich ergehen und zieht mit ihrem Lover mordend durch die Badlands. Dies ist vielmehr eine Geschichte über zwei Aussenseiter, die irgendwo im Nirgendwo ein unbedeutendes Dasein fristen, und sich schlichtweg für besser als der Rest der Menschen dort halten. Und das zeigt Malick auch einfach. Zwei Soziopathen im Blutrausch. Konträr dazu die wunderbaren Landschaftsaufnahmen und die ruhige Musik sowie der allgemein sehr ruhige (fast schon poetische) Stil des Films. Dies verdeutlicht nur den Wahnsinn, der sich in "Badlands" abspielt, aber auch ein bisschen den Wahnsinn und die Selbstüberschätzung in uns allen, wenn einem das soziale Ansehen und Umfeld egal zu schein scheint, und man über Leichen geht, nur um frei zu sein, doch im Endeffekt - wie die Protagonisten in "Badlands" - nicht erkennt, was man da tut, und sich trotz allem aufgrund der Schönheit der Natur und des Lebens wieder nach einem Leben in einer zuvor verhassten Welt sehnt, obwohl es für einen Weg zurück dorthin längst zu spät ist.




Für mich persönlich wohl eines der besten Regiedebüts überhaupt, da Malick, der hier sogar einen Cameo Auftritt hat, sowohl seine Darsteller als auch sein Werk auf technischer und inszenatorischer Ebene zu jedem Zeitpunkt völlig im Griff hat. "Badlands" mag zwar nicht der spannungsgeladenste Film aller Zeiten sein, dennoch fesselt er mich, da ich als Zuschauer einfach jedes Mal weiß, dass ich hier ein gar großartiges Werk sehe, von dem ich keine Sekunde missen möchte.



9.0/10


Autor: MacReady


Mittwoch, 19. Dezember 2012

Wenn der Süden gegen den Norden... Kritik: Gettysburg


Wie jeder oder mancher weiß, gab es in Amerika vor 150 Jahren mal einen Krieg, den amerikanischen Bürgerkrieg. Um was geht's? Ich will hier keine Geschichtsstunde machen, obwohl ich weiß, dass das nicht der einzige Grund war, aber dennoch: Norden ist gegen Sklaverei, Süden dafür. Keine Einigung, also Krieg. Ja, und in diesem Krieg, der vier Jahre dauerte gab es eine ziemlich große Schlacht, nämlich die Schlacht von Gettysburg anno 1863. War eine ziemlich wichtige Schlacht, die der Süden verlor, und die sowas wie der Wendepunkt zugunsten des Nordens war. Und da der Bürgerkrieg sich tief ins kollektive Gedächtnis der Amerikaner eingebrannt hat, da es bis heute der verlustreichste Krieg, an dem die Amerikaner beteiligt waren, ist, war es natürlich selbstredend, dass diese Ereignisse auch mal verfilmt werden. Und dies geschah Anfang der Neunziger, nämlich mit dem Film Gettysburg, der für mich mittlerweile eine Perle unter all den Historienfilmen geworden ist.





Dieser Film erscheint mit seiner Laufzeit von vier Stunden nicht sehr zugänglich, doch ich muss zugeben, ich mag sowas, Filme, die viel erzählen und die ruhig mal eine ausufernde Laufzeit haben. Dazu kommt noch, dass ich sowieso ein Fan von Historienfilmen bin und dass ich Gettysburg inszenatorisch und erzählerisch einfach klasse finde. Denn viele Filme, die sich mit einer historischen Schlacht auseinandersetzen konzentrieren sich nur auf das Gemetzel, doch dieser nicht. Dieser Film lebt von seiner Liebe zum Detail. Er konzentriert sich auch auf die Vorgeschichte der Schlacht. Die Handlung wird jeweils aus Sicht der Nordstaaten und aus Sicht der Südstaaten erzählt, ohne dass der Film dabei Partei für eine Seite ergreift. Der Zuschauer erlebt das Gesehene förmlich, man sitzt mit den Soldaten am Lagerfeuer und lauscht ihren Gesprächen. Sitzt mit den Generälen bei der Lagebesprechung und zum Schluss gipfelt das alles in einer großartig inszenierten Schlacht, die ihresgleichen sucht. Bei solchen Filmen kann aber oftmals auch vieles schief gehen. Sie können das Ganze zu sehr glorifizieren und auch in ein falsches Licht rücken. Doch hier nicht. Natürlich bekommt man hier auch Sachen wie „Wir werden heldenhaft sterben“ zu hören, doch das war damals halt die Einstellung vieler Beteiligter. Der Film schafft es aber auch zu zeigen, was für eine Tragödie der Bürgerkrieg war. Viele Beteiligte müssen gegen frühere Freunde und Verwandte kämpfen, nur weil diese im Norden oder im Süden leben. Dem Zuschauer wird einfach vermittelt, was für ein unnötiger, aber irgendwie auch unvermeidbarer, Krieg das war. Es werden oftmals die Differenzen der zwei Landesteile verdeutlicht, doch immer wieder wird gezeigt, dass sie doch eigentlich vom selben Schlag sind und dieser Krieg mehr oder weniger ein Witz ist und gegen die Ideale verstößt, auf die sich die Amerikaner immer gestützt haben.



Das macht Gettysburg natürlich noch lange nicht zu einem Antikriegsfilm – das will der Film auch gar nicht sein. Es zeigt aber auch, dass Gettysburg kein Pathosspektakel ist, sondern eine authentische Darstellung der Ereignisse. Hier wirkt einfach alles wie aus der damaligen Zeit. Jede Uniform, jede Fahne, jede Kanone, alles verdeutlicht, mit was für einer Liebe zum Detail dieser Film, der darüber hinaus auch an den original Schauplätzen der damaligen Schlacht gedreht wurde, gemacht ist. Auch der Cast, unter dem sich Namen wie Martin Sheen, Sam Elliott und Jeff Daniels befinden, mach seine Sache wirklich hervorragend, man merkt einfach, dass dieser Film jedem einzelnen der Beteiligten wirklich am Herzen lag. Er ist schlichtweg überwältigend, sowohl von der schauspielerischen Leistung des Casts und der Laufzeit, als auch von der grandiosen Optik. Hier wird auf große Special Effects verzichtet und dafür werden dem Zuschauer grandiose Panoramaaufnahmen der Schlacht, sowie der Umgebung präsentiert. Wahrlich herrliche Bilder, die nicht auf Hochglanz poliert sind, aber dennoch eine wunderbare Symbiose aus Licht und Naturaufnahmen bilden. Die Kamera begleitet das Geschehen sehr ruhig, sodass sich die erzählerische Wucht des Films des Films voll und ganz entfalten kann. Hektische Schnitte sind hier auch nicht vorhanden, was dem Film noch mehr zu Gute kommt, denn so kann er sich die Zeit nehmen, die er braucht, um seine Geschichte zu erzählen. Und dies schafft er über die vier Stunden, von denen sich jede einzelne Minute lohnt, und die zu keiner Stelle langweilig werden. Dafür ist der Film einfach viel zu schön gemacht.


Jedoch muss ich jetzt auch einmal aus dem Schwärmen herauskommen und sagen: Gettysburg ist nicht für jeden so ein tolles Erlebnis, wie für mich. Man muss sich für eine solche Art von Film und deren historische Thematik begeistern lassen, wer das nicht kann, der soll es am besten gleich bleiben lassen, das wären vier vergeudete Stunden. Doch, wie gesagt, ich mag solche Filme einfach. Sicher ist Gettysburg keiner der Filme, die ich mir immer anschauen kann, doch von Zeit zu Zeit landet er immer wieder mal im Player. Und immer wieder schafft er es mich zu begeistern. Gettysburg ist einfach ganz großes Kino.



8,0 / 10
Autor: MacReady