So erinnert das dann auch ein bisschen an Truffauts »Die amerikanische Nacht«, bloß, dass Truffaut dieses Mal nicht das Kino illustriert, sondern seine Faszination hierbei dem Theater gilt, von Vorbereitung, Inszenierung und Premiere, in Zeiten der Besatzung. Dabei ist besonders beachtlich wie subtil er den Grat zwischen hintersinnigem Humor, der gerne auch frech sein darf, und Dramatik bei der Geschichte hält, die Truffaut damit sowohl behutsam als auch des öfteren ironisch erzählt und dank Almendros in ein exquisites Bildergewand gekleidet. Es ist natürlich auch wieder eine Dreiecksgeschichte, welche Truffaut schildert (selbstredend auch nicht ohne Frauenbeine und Chansons!). Der junge Depardieu als Bernard, ein Charmeur, der sich den Frauen liebevoll nährt und Schauspieler, der seine politischen Überzeugen umzusetzen versucht; Deneuve als emanzipierte Theaterchefin, die sich durchsetzen und Kraft nach Außen strahlen muss, was ihr (der Figur, wie auch Deneuves Spiel an sich) einen kühlen Stich verleiht, dahinter verbirgt sich aber mehr, wie die Liebe und ihre Sorge um ihren Mann, für den sie die Flucht plant, dem jüdischen Theaterregisseur Steiner (Heinz Bennent), der isoliert und ohnmächtig im Keller des Theater verborgen verweilen muss und langsam zu verzweifeln droht durch das Warten, dieses endlose und quälende Warten. So dirigiert er nun hinter (oder unter) den Kulissen, durch seine Frau als ausführendes Organ, das Stück. Seine Frau führt ein Doppelleben, von Tarnung und Täuschung, wie im Theater, sie muss die Fassung wahren und nimmt damit eine heikle Position in dieser Zeit von Gefahren, Verdächtigungen, Denunzianten, selbstgefälligen Journalisten und Stromausfällen ein. Da ist Vorsicht geboten.
Denevues Figur steht aber auch in der Liebe im Mittelpunkt von Theater und Realität, im Theater liebt sie Bernard, im Leben gibt sie sich ihrem Mann hin, doch entwickelt Truffaut daraus langsam eine Übertragung von Schein zu Sein; das gilt aber auch für den gesamten Film. Eine besonders amüsante Szene ist in dieser Hinsicht ist jene, wenn Steiner kurz darüber spricht, dass seine derzeitige Situation ihn an ein Theaterstück erinnere, oder eine andere wunderbare Szene ist, wenn er im Zuge der Premiere des Stücks nervös und bangend um den Erfolg des Stückes fürchtet, dabei aufgeregt das Zimmer auf- und abschreitet, während seine Frau die Ruhe selbst ist, ein witziger Schwenk in die Richtung des von Truffaut verehrten Howard Hawks. Und beim herrlichen Schlussakkord führt Truffaut schließlich persönlich alles mit aberwitzigen Tempo zum Ende und schreitet humorvoll zum Epilog, in dem er nun das Theater und die Wirklichkeit vollkommen miteinander verschmelzen und zu einem werden lässt.
8.0 / 10
Autor: Hoffman
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